Literatur

Das Bild einer Schreibmaschine als Symbol für Literatur

Lesen. Wichtig und eines der Merkmale, die uns vom Tier unterscheidet. Zwischen zwei Buchdeckel gepresstes Wissen aus Jahrhunderten. Es gibt Bücher, die sind wichtig, die können Menschen verändern und hier ist eine Auswahl von Büchern, die meiner Meinung nach lesenswert sind. Bei einigen Büchern stellt sich mir die Frage, warum sie nicht längst Teil der allgemeinen Schulbildung sind? Ich zitiere einen Absatz aus den Büchern, den ich für bemerkenswert bzw. charakteristisch halte, damit sich jeder und jede einen kleinen Einblick verschaffen kann.


Rutger Bregman „Im Grunde Gut – Eine neue Geschichte der Menschheit“ – 2019

„Aber dann, vor ungefähr 10 000 Jahren, lief es schief. Die Menschen ließen sich an einem Ort nieder und erfanden den Privatbesitz. Von diesem Moobin verlor unser Grup-peninstinkt seine Unschuld. In Kombination mit Mangel und Hierarchie erwies sich das als pures Gift. Auch die korrumpierenden Auswirkungen der Macht, die wir so lange niedergehalten hatten, waren nicht mehr einzudämmen, als den Anführen Heere zur Verfügung standen. In der neuen Welt der Bauern und Krieger, Städte und Staaten zeigte sich, dass Freundlichkeit und Fremdenfeindlichkeit beunruhigend nahe beieinanderliegen. Menschen wollen Teil von etwas sein, und sie grenzen sich gegen Außenstehende ab.

Wir finden es schwierig, nein zu den Anführern unserer eigenen Gruppe zu sagen, auch wenn sie uns auf die falsche Seite der Geschichte führen. Mit dem Aufdämmern der Zivilisation offenbarte sich die hässlichste Seite des Homo puppy. Wenn man in Geschichtsbüchern blättert, liest man über Massaker von Israeliten und Römern, Hunnen und Vandalen, Katholiken und Hugenotten. Die Namen ändern sich, der Mechanismus bleibt derselbe. Im Namen der Kameradschaft und angeheizt von Machthabern, tun sich die Menschen die schlimmsten Dinge an. Das Schicksal des Menschen hat sich seither nicht verändert. Ich glaube, wir können die Geschichte der Zivilisation als ein großes Ringen zusammenfassen, um mit unserem größten Fehler zu leben. Wir sind ein Tier, das aus seiner natürlichen Umgebung gerissen wurde. Ein Tier, das seither mit aller Macht versucht, dieses klaffende «mismatch» auszugleichen. Seit Tausenden Jahren versuchen wir, den Fluch der Zivilisation – Krankheiten, Kriege und Unterdrückung, über die ich im 5. Kapitel schrieb – zu bannen. Und dann, erst kürzlich, schien es plötzlich zu glücken.“ Seite 270

Die Webseite des Autors


Mary MacLane „Ich erwarte die Ankunft des Teufels – 2020

„Davon kannst Du dich überzeugen, wenn ein bitterer Wind deine falschen Vorstellungen davongefegt hat.
Was ist der Wind?
Nichts.
Was ist der Himmel?
Nichts.
Was wissen wir?
Nichts.
Was ist Ruhm?
Nichts.
Was ist mein Herz?
Nichts.
Was ist meine Seele?
Nichts.
Was sind wir?
Wir sind nichts.

Wir denken, dass wir in den Künsten und Wissenschaften wunderbare Fortschritte machen, so wie auf ein Jahrhundert das nächste folgt. Was kommt dabei heraus? All das lehrt uns nichts über das Warum. Wir können nicht aufhören, uns zu fragen, was wir hier machen, wohin wir gehen. Niemand lehrt uns, warum das Grün im Frühling in die alten, alten Hügel wiederkehrt;

warum die gute Balsampappel nach dem Regen nass und süß glänzt; warum das Rot zuverlässig am Hals des Rotkehlchens er-scheint, das Schwarz an der Krähe, das Grau am kleinen Zaun-könig; warum der Sand und die Ödnis sich um uns herum aus-dehnen; warum die Wolken hoch über uns schweben; warum der Mond am Himmel steht, Nacht für Nacht; warum die Berge und Täler weiterleben, während die Jahre vergehen.

Die Künste und Wissenschaften kommen immer weiter voran – und wir wundern uns. Wir haben noch nicht aufgehört zu weinen. Und wir leiden 1901 noch genauso, wie sie 1801 litten und auch schon 801.

Heute essen wir unsere guten Mahlzeiten mit Gabeln.“ Seite 32/33

Über die Autorin


Niko Paech „Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ – 2012

„Wir kommen nicht mehr zur Ruhe, denn wo wir stehen, gehen oder auf ein Display schauen, ereilen uns neue Angebote der Selbstverwirklichung, die zur Kenntnis genommen und genutzt werden wollen. Unter dem Regime der Zeitknappheit hat das Wachstum der individuellen Möglichkeiten einen verheerenden Preis, nämlich Oberflächlichkeit – und die macht niemanden glücklich, sondern befördert den Burnout.

Viele Verheißungen des modernen Zeitalters sind verwirklicht: Wir sind frei, haben Geld und dürfen ständig darüber entscheiden, wie wir aus unserem Leben das Beste machen. Und ausgerechnet all dies wird nun zum Stressfaktor – was für eine Iro-nie. Der französische Soziologe Alain Ehrenberg spricht vom »erschöpften Selbst« (2004). Er charakterisiert die Depression als Folge des Scheiterns an einer von allen Zwängen befreiten Selbstentfaltung. Wenn es nicht gelingt, die vielen Optionen und Chancen auszuschöpfen, um maximal glücklich zu sein, droht eine »Tragödie der Unzulänglichkeit«.

Elisabeth von Thadden vermerkte hierzu in einer Ausgabe der Zeit (2004): »An den Nebenwirkungen eines Medikaments, das doch glücklich machen soll, lässt sich erkennen, wie unglücklich die Leute sind: Im britischen Trinkwasser ist Prozac nachweisbar, jenes Antidepressivum, dessen Konsum im vergangenen Jahrzehnt von neun Millionen Verschreibungen im Jahr auf 24 Millionen gestiegen ist, allein in England. Die ausgeschiedenen Rückstände des Psychopharmakons, die von den Kläranlagen nicht aufgehalten und über die Kanalisation fortgeschwemmt werden, finden sich nun im Grundwasser. Was dem Wohlbefinden auf die Sprünge helfen sollte, ist zum Gesundheitsrisiko für alle geworden.«

In seinem Buch »Verdammt zum Glück« (2001) bezeichnet Pascal Bruckner die zeitgenössische Überforderung als »Fluch der Moderne« und fragt: »Wie soll man wissen, ob man glücklich ist? Wer legt die Norm fest? Und was soll man denen antworten, die kläglich eingestehen: Ich schaffe es nicht?« Längst grassieren Therapievorschläge, die vom optimierten Zeitmanagement bis zum menschlichen Multitasking reichen. Auch die Ratgeberliteratur boomt – aber die Ratlosigkeit noch mehr. Kein Wunder, zumal die einzige Lösung nur außerhalb der konsumtiven Steigerungslogik zu finden ist.

Hilfe verspricht die Konzentration auf eine überschaubare Anzahl von Optionen, sodass Zeit und Aufmerksamkeit reichen, um diese Dinge lustvoll genießen zu können. Wer sich elegant eines ausufernden Konsum- und Mobilitätsballastes entledigt, ist davor geschützt, im Hamsterrad der käuflichen Selbstverwirklichung orientierungslos zu werden. Laut Angabe des Bundesministeriums für Umwelt besitzt jeder Bundesbürger durchschnittlich 10.000 Gegenstände.„ Seite 128 ff

Über den AutorPostwachstumsökonomie


Tadeusz Borowski „Willkommen in Auschwitz“ – Erzählungen – 1963

„Die Güterwaggons sind nun alle geleert worden. Der hagere, mit Pocken übersäte SS-Mann schaut ruhig hinein, nickt angewidert, wirft einen Blick auf uns und deutet auf den Innenraum der Waggons.

– »Rein.«*** Sauber machen!

Man springt hinein. Verstreut in den Ecken zwischen dem menschlichen Kot und verlorenen Armbanduhren liegen erstickte, zertrampelte Säuglinge, nackte Ungeheuer mit riesigen Köpfen und aufgeblähten Bäuchen. Man bringt sie wie Hühner hinaus, man hält ein paar von ihnen in einer Hand.
– Bring sie bloß nicht zum Fahrzeug. Gib sie den Frauen – sagt der SS-Mann und zündet sich eine Zigarette an. Sein Feuerzeug klemmt immer wieder, und das beschäftigt ihn sehr.

– Nehmt diese Babys mit, um Gottes willen – explodiere ich, weil die Frauen entsetzt vor mir weglaufen und den Kopf einziehen.
Unnötigerweise, was seltsam ist, fällt der Name Gottes, denn die Frauen mit Kindern laufen zu den Fahrzeugen, ausnahmslos alle. Wir alle wissen sehr wohl, was das bedeutet, und schauen einander mit Hass und Entsetzen an.
– Was, willst du die nicht mitnehmen? – sagte der pockennarbige SS-Mann überrascht und vorwurfsvoll und nestelte an seinem Revolver herum.
– Man muss nicht schießen, ich nehme sie mit.
Die grauhaarige, hochgewachsene Frau nahm mir die Babys ab und sah mir einen Moment lang direkt in die Augen.
– Ein Kind, ein Kind – flüsterte sie und lächelte. Sie ging weg und stolperte über den Kies.
Ich lehnte mich gegen die Wand des Waggons. Ich war sehr müde. Jemand zerrt an meinem Arm.- Komm mit, ich gebe dir was zu trinken. Du siehst aus, als müsstest du gleich kotzen. »En avant«*, zu den Gleisen, komm schon!„ Seite 209 und 210

Über den AutorPresseGedenkstätte Auschwitz


Samuel Pepys – „Tagebuch – Aus dem London des 17. Jahrhunderts“ – 2022

„11.5. Heute kam Onkel Wight in mein Büro und ging dann nach Hause zu meiner Frau. Sie erzählte mir später, er habe da-von angefangen, dass sie keine Kinder habe und er auch nicht, so dass es doch das Beste wäre, sie hätten eines zusammen. Er wollte ihr £ 500 entweder in bar oder in Juwelen im Voraus geben und das Kind zu seinem Erben machen. Dann lobte er ihre gute Figur und erklärte, seines Wissens sei die Sache durchaus legal.

Sie habe ihm aber eine hitzige Antwort gegeben, und da er nicht sagen konnte, dass es Scherz gewesen sei, habe er gesagt, er würde nicht mehr davon sprechen, nachdem er nun ihre Einstellung kenne — sie solle es auch nicht weitererzählen. Angeblich hatte er dabei gelacht, aber es war unecht, und nach seinem Gerede, das ich nicht mehr so gut wiedergeben kann, ist mir klar, dass es ernst gemeint war. Ich befürchte deshalb, alle seine Güte ist nichts als niedere Absicht. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht, aber ich will mir ihm gegenüber nichts anmerken lassen, bis ich mir die Sache besser überlegt habe.“

Jahr 1664 | Seite 169 | Wikipedia


Yuval Noah Harari – „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ – 2015

„Aber wer hat diesen Betrug zu verantworten? Es waren weder Könige noch Priester oder Händler. Die Schuldigen waren eine Handvoll Pflanzenarten, zum Beispiel Weizen, Reis und Kartoffeln. In Wirklichkeit waren es diese Pflanzen, die den Homo sapiens domestizierten, nicht umgekehrt. Sehen wir uns die landwirtschaftliche Revolution einmal aus der Sicht des Weizens an. Vor zehntausend Jahren war der Weizen nur eines von vielen Wildgräsern, das nur im Nahen Osten vor-kam. Innerhalb weniger Jahrtausende breitete er sich von dort über die gesamte Welt aus. Nach den Überlebens- und Fortpflanzungs-gesetzen der Evolution ist der Weizen damit eine der erfolgreichsten Pflanzenarten aller Zeiten.

In Regionen wie dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, wo vor zehntausend Jahren noch nicht ein einziger Weizenhalm wuchs, kann man heute Hunderte Kilometer fahren, ohne eine andere Pflanze zu sehen. Weltweit sind 2,25 Mil-lionen Quadratkilometer (fast das Zehnfache der Fläche Großbri-tanniens) mit Weizen und nichts als Weizen bedeckt! Wie hat der Weizen das geschafft? Indem er den armen Homo sapiens aufs Kreuz legte. Diese Affen-art hatte bis vor zehntausend Jahren ein angenehmes Leben als Jäger und Sammler geführt, doch dann investierte sie immer mehr Ener-gie in die Vermehrung des Weizens. Irgendwann ging das so weit, dass die Sapiens in aller Welt kaum noch etwas anderes taten, als sich von früh bis spät um diese Pflanze zu kümmern.

Das war harte Arbeit, denn der Weizen ist eine äußerst anspruchs-volle Pflanze. Er mag keine Steine, weshalb sich die Sapiens krumm buckelten, um sie von den Feldern zu sammeln. Er teilt seinen Lebensraum, sein Wasser und andere Nährstoffe nicht gern mit anderen Pflanzen, also jäteten die Sapiens tagein, tagaus unter der glühenden Sonne Unkraut. Der Weizen wurde leicht krank, also mussten die Sapiens nach Würmern und anderen Schädlingen Ausschau halten. „ Seite 107

Über den Autor


Melanie Challenger – „Wir Tiere – Eine Geschichte der Menschheit„ – 2021

„Manche meinen, wir hätten keine Verpflichtungen anderen Lebensformen gegenüber, weil diese unser Mitgefühl nicht erwidern. Sicher: Es ist schwieriger, sich zu kümmern, wenn man nichts zurückerhält. Doch das ist kein Grund, sondern bloß eine Ausrede. Wir unterbinden die Ausweitung unseres Mitgefühls auf andere Tiere nur mithilfe einer radikalen Lüge. Wir reden uns ein, dass unsere Vorstellungen wenig zu tun haben mit dem Rest der Welt. Tiere haben schließlich keinen Verstand und keine Absichten wie wir. Aber mit diesem alten Gedanken übernehmen wir ein moralisches System, wie es unstimmiger nicht sein könnte.

Und diese Unstimmigkeiten haben Folgen. Das Problem liegt in der grundlegenden Weigerung anzuerkennen, dass auch wir Tiere sind, und dass dieses Tiersein für uns wichtig ist. Das trifft unsere Generation auf neue und besonders schwere Weise. Auf unserer Sinnsuche haben wir uns eingeredet, dass wir das einzig wahrhaft wertvolle Tier sind. Doch unser Bewusstsein, eine unannehmbar tierische Angelegenheit, duldet diese Heuchelei nur, indem es unser eigenes Tiersein abstreitet. Es ist uns nicht gelungen, diesen Widerspruch aufzulösen. Eine Vorstellung, die seit Jahrtausenden die Zivilisation stützt, hat ihren Nutzen verloren.“  Seite 41

Über die Autorin


Martin Grassberger  – „Das leise Sterben – Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brauchen, um eine gesunde Zukunft zu haben“ – 2022

„Bei der Überarbeitung des ersten Buchkonzeptes fiel mir auf, dass mehr als nur biologische Arten leise aussterben. Wir leben in einer komplex verwobenen Welt. Alles hängt mit allem zusammen. Das eine führt zum anderen. So umfasst das von mir als »leises Sterben« bezeichnete, stille und unbemerkte Geschehen neben dem Verlust der Artenvielfalt viele weitere biologische und medizinische, ja sogar soziale Aspekte. Wir werden sehen, wie das Artensterben allgemein, das Bauernsterben (auf zweifache Weise), das Absterben fruchtbarer Äcker (samt Leben in und auf ihnen) sowie das Dahinschwinden unserer Gesundheit beziehungsweise die Zunahme von Krankheiten, die sich bereits deutlich auf die nationalen Erkrankungs- und Sterbestatistiken sowie die staatlichen Gesundheitsausgaben auswirken, mit dem Sterben von Unschuld und Glaubwürdigkeit (durch Unterwanderung der Politik und des Verbraucherschutzes durch handfeste wirtschaftliche Interessen) zusammenhängen.

Leise sterben auch Anstand, Moral und Ethik, das überlieferte Wissen, die ländlichen Traditionen, die bis vor Kurzem belebten dörflichen Strukturen, die Kulturlandschaft, das Vertrauen, die Bescheidenheit und die Vernunft. Neben alldem ist auch eine stillschweigend hingenommene, horrende Abnahme der Saatgutvielfalt und der Nutztierrassen zu verzeichnen. Leise gestorben wird auch in unseren Schlachthöfen, wo jährlich Millionen Tiere nach CO2-Narkose und fließbandmäßiger Durchtrennung der Halsschlagadern ihr Leben lassen. Dabei ist das Problem weniger das Sterben, als das dem Sterben vorangegangene artfremde Leben unter widrigsten, wenn auch gesetzeskonformen Umständen in erbärmlichen wie unsichtbaren »Zuchthäusern«. Niemand will das wissen, wenn er die appetitlich verpackte Grilltasse, das Kilo um 4,90 Euro kauft. Einen Gang weiter wird hingegen das Dosenfutter für den geliebten Vierbeiner zu einem Kilopreis von acht Euro oder mehr angeboten und bedenkenlos gekauft. Schließlich stirbt in vielen Ländern eine über Jahrhunderte entstandene, traditionelle Ernährungs- und Kochkultur.“ Seite 17 

Über den Autor – siehe auch hier


Imre Kertész – „Roman eines Schicksallosen“ – 1975

„Noch etwas anderes hat mir an diesem Tag einigermaßen zu denken gegeben: die Tatsache nämlich, dass dieser Ort – wie ich erfuhr -, diese Einrichtung, schon seit Jahren hier existierte, vorhanden war, funktionierte, Tag für Tag auf gleiche Weise, und gewissermaßen – ich sah zwar ein, dass dieser Gedanke etwas übertrieben sein mochte, aber doch: schon auf mich gewartet hatte. Auf jeden Fall – so erwähnten es gleich mehrere mit einer eigentümlichen, sozusagen schaudernden Hochachtung – war unser Blockkommandant schon vor vier Jahren hierhergekommen.

Mir fiel ein, dass jenes Jahr auch für mich ziemlich bedeutsam gewesen war, denn damals war ich gerade ins Gymnasium eingetreten. Ich erinnerte mich noch sehr gut an die Eröffnungsfeier – ich selbst hatte in einem dunkelblauen, schnurbesetzten Ungarnanzug teilgenommen, der sogenannten Bocskaer-Tracht. Ich habe mir auch die Worte des Direktors gemerkt – eines würdigen Mannes mit gestrenger Brille und einem schönen weißen Schnurrbart, der, wenn ich es nun im Nachhinein bedachte, auch ein bisschen etwa von einem Kommandeur hatte. Zum Schluss, so erinnere ich mich, hatte er sich auf einen Weisen der Antike berufen: «Non scolae, sed vitae discimus – Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir», zitierte er.

Dann hätte ich jedoch, das war meine Ansicht, die ganze Zeit ausschließlich für Auschwitz lernen müssen. Es wäre alles erklärt worden, offen, ehrlich, vernünftig. Bloß hatte ich während der ganzen vier Jahre in der Schule kein einziges Wort davon gehört. Aber ich sah natürlich ein, dass die Sache peinlich gewesen wäre, ja und dann gehört es auch nicht zur Allgemeinbildung, ich musste es zugestehen.“ Seite 127

Über den Autor


Volker Reinhardt – „Voltaire – Die Abenteuer der Freiheit“ – 2022

„Ich habe gezeigt, wie Spanien und England jeweils hundert Millionen Livres ausgeben,
um 95 000 Livres dazuzugewinnen; wie die Nationen gegenseitig ihren Handel zerstören, um dessen Förderung sie kämpfen; wie der Krieg um die Pragmatische Sanktion zu einem Fieber geworden ist, das drei oder vier Mal sein Erscheinungsbild ändert, um dann zur Lähmung und von der Lähmung zum Krampfzustand zu werden; wie Rom seinen Segen spendet und an ein und demselben Tag der Vorhut zweier feindlicher Armeen seine Tore öffnet; wie ebenso chaotische wie gegensätzliche Interessen sich permanent überkreuzen; wie das, was im Frühling wahr war, im Herbst falsch geworden ist; wie alle Welt Frieden, Frieden schreit und Krieg bis zum Äußersten führt; wie schließlich alle Geißeln über das arme Menschengeschlecht herfallen — und wie sich in der Mitte von all dem ein Philosophen-Fürst in aller Ruhe die Zeit nimmt, Schlachten zu schlagen und Opernaufführungen zu besuchen, Krieg, Frieden, Verse und Musik zu machen weiß, die Missbräuche der Justiz beseitigt und überhaupt der schönste Geist Europas ist.

Damit amüsiere ich mich momentan, Sire, wenn ich nicht gerade im Sterben liege, doch das ist sehr oft der Fall, und so leide ich mehr als alle, die sich in diesem verhängnisvollen Krieg Gewehrkugeln eingehandelt haben.133 „ Seite 274

Über den Autor


Meadows, Donella (u.a.) – „Grenzen des Wachstums – Das 30 Jahre Update“ – 2023

„Jeder Mensch muss in diesem Gesamtprozess seine eigene Rolle finden. Wir maßen uns nicht an, irgendjemandem außer uns selbst eine spezifische Rolle vorzuschreiben. Aber wir möchten doch einen Vorschlag machen: Was immer Sie tun, tun Sie es mit zurückhaltender Bescheidenheit. Nicht wie eine unumstößliche Vorgehensweise, sondern als Experiment. Versuchen Sie, aus Ihrem Handeln – gleichgültig, was Sie tun – zu lernen.

Die Abgründe menschlicher Unwissenheit sind sehr viel tiefer, als die meisten von uns zuzugeben bereit sind. Das gilt insbesondere in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft stärker als je zuvor als ein verflochtenes Ganzes zusammenrückt; wenn ebendiese Wirtschaft immer mehr an die Grenzen unseres so wunderbar komplexen Planeten stößt; und wenn gänzlich neue Denkansätze gefragt sind. In einer solchen Zeit weiß niemand genug. Kein Entscheidungsträger, ganz gleich, für wie kompetent er sich hält, begreift die Situation wirklich. Keinerlei Maßnahmen sollten pauschal auf die ganze Welt angewandt werden. Wenn man sich nicht leisten kann zu verlieren, sollte man auch nicht spielen. Lernen schließt die Bereitschaft ein, eine Sache langsam anzugehen, Dinge auszuprobieren und Informationen über die Auswirkungen von Eingriffen zu sammeln – einschließlich der wichtigen, aber nicht immer willkommenen Erkenntnis, dass ein Eingriff nichts bewirkt.“ Seite 289

Über einen der AutorenClub of Rome


Julia Friedrichs – „Working Class – Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können“ – 2021

»Hast du irgendeine Hoffnung, dass diese Löhne steigen werden?«, frage ich nach. »Nein«, sagt Christian, »das ist alles nur etwas Kurzfristiges.« Er erzählt von einem Bericht, den er gelesen habe. Darin war von den Näherinnen in Bangladesch die Rede, die von heute auf morgen ihre Beschäftigung verloren haben, weil die großen Modefirmen die Aufträge storniert hätten und manche, wie der Discounter Primark, selbst die fertige Ware nicht abnahmen. »Die Leute, die da für 1oo Euro nähen, die werden keine Arbeit mehr haben.

Primark hat dank ihnen wahnsinnig viel Umsatz gemacht und schafft es nicht, die Leute zu unterstützen.« Egal, ob dort oder hier, da ist Christian sich sicher: »Es wird kein Umdenken geben. Die Leute, die etwas verändern könnten, die Geld haben, denen ist das egal.« Auch Sait hatte auf die Frage, ob er glaube, dass die, die in den ersten Wochen am Fenster applaudierten, sich in Zukunft dafür einsetzen würden, dass der Lohn in Berufen wie dem seinen steige, den Kopf geschüttelt. »Nee«, hatte er entschieden gesagt, »wenn die Krise vorbei ist, sind wir schnell wieder vergessen.« Wenn sich das Land verändert, so befürchten beide, dann zum Schlechteren.“

Über die Autorin


James Suzman – „Sie nannten es Arbeit – Eine andere Geschichte der Menschheit“ – 2021

„In The Affluent Society zeichnete Galbraith das Bild eines Nachkriegs-Amerika, in dem nicht mehr der Mangel an materiellen Gütern die vorrangige Triebkraft wirtschaftlichen Handelns war. Die Volkswirtschaft der USA sei, so stellte er fest, seit dem Krieg so produktiv geworden, dass mehr Leute «an zuviel des guten Essens sterben als an zuwenig». Ande-rerseits machten die Amerikaner nach seiner Ansicht aus ihrem Wohlstand viel zu wenig: «Keine Frage stellt nachdenkliche Leute vor so große Rätsel wie die, warum wir in einer Not leidenden Welt einen so kümmerlichen Gebrauch von unserem Überfluss machen», schrieb er.

Zu den Hauptgründen für Galbraiths Unbehagen gehörte seine Beobachtung, dass die amerikanische Nachkriegsgeneration ein scheinbar grenzenloses Verlangen danach hatte, unnötige Dinge zu kaufen. Nach seiner Überzeugung waren die materiellen Bedürfnisse der meisten US-Amerikaner etwas ebenso «Hergestelltes» wie die Produkte, die sie kauften, um diese Bedürfnisse zu stillen. Weil die existenziellen Grundbedürfnisse der meisten Menschen problemlos befriedigt werden könnten, verlegten sich, so seine These, die Hersteller und die Werbebranche darauf, neue künstliche Bedürfnisse zu wecken, um das Hamsterrad der Produktion und des Konsums am Laufen zu halten, anstatt dass die Men-schen ihre Ressourcen in die Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen investierten. Wirkliche Güterknappheit war, anders gesagt, etwas, das der Vergangenheit angehörte.„ Seite 316

Über den Autor


Erich Fromm – „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ – 1974

„Bewußtsein seiner selbst, Vernunft und Phantasie haben die «Harmonie» zerstört, welche die tierische Existenz kennzeichnet. Durch ihr Erscheinen ist der Menschen zu einer Anomalie, zu einer grotesken. Laune des Universums geworden. Er ist Teil der Natur, ihren physikaischen Gesetzen unterworfen und unfähig, sie zu ändern, und doch transzendiert er die Natur. Er ist getrennt von ihr und doch ein Teil von ihr. Er ist heimatlos und doch an die Heimat gekettet, die er mit allen Kreaturen teilt. An einem zufälligen Ort und zu einem zufälligen Zeitpunkt in diese Welt geworfen, ist er gezwungen, sie, wie es der Zufall will und gegen seinen Willen, zu verlassen.

Da er sich seiner selbst bewußt ist, erkennt er seine Ohnmacht und die Begrenztheit seiner Existenz. Er ist nie frei von der Dichotomie seiner Existenz. Er kann sich nicht von seiner Denkfähigkeit freimachen, selbst wenn er es wollte. Er kann sich nicht von seinem Körper freimachen, solange er lebt —und sein Körper zwingt ihm den Wunsch, zu leben, auf. „
Seite 253

Über den Autor


John Reed – „10 Tage die die Welt erschütterten“ – 1919

„Alle waren gegen sie – Geschäftsleute, Spekulanten, Kapitalisten, Land Eigentümer, Offiziere, Politiker, Lehrer, Studenten, Handwerker, Krämer, Büroangestellte, Agentenagenten. Die anderen sozialistischen Parteien hassten die Bolschewiki mit unversöhnlichem hast. Auf ihrer Seite waren nur die Massen der Arbeiter, die Matrosen, alle nicht demoralisierten Soldaten, die landlose Bauern und einige – sehr wenige – Intellektuelle.“

Über den Autor


Anatole France – „Die Insel der Pingiune“ – 1908

„Der Kult des Reichtums schuf sich auch Märtyrer. Einer von diesen Milliardären, der weltbekannte Samuel Vor, wollte lieber sterben, als ein Titelchen von seinem Eigentum abtreten. Einer seiner Arbeiter, das Opfer eines Arbeitsunfalls, sah, dass man ihm jeden Schadenersatz verweigerte. Er machte seine Rechte vor Gericht geltend, wurde jedoch durch die unübersteiglichen Schwierigkeiten des Prozessverfahrens abgeschreckt, geriet in grausame Not und verzweifelte. Durch List und Kühnheit gelang es ihm, seinem Arbeitgeber den Revolver vor den Mund zu halten. Er drohte ihn zu erschießen, wenn er ihn nicht unterstützte. Samuel Vor gab nichts und ließ sich des Prinzips wegen töten. Das Beispiel, das von oben kommt, wird nachgeahmt. Die wenig Kapital besaßen (es waren natürlich die meisten) kopierten die Ideen und die Sitten der Milliardäre, um mit ihnen verwechselt zu werden.


Alle Leidenschaften, die dem Wachstum oder der Erhaltung des Besitzes schaden, galten als entehrend. Man verzieh weder Weichlichkeit, noch Trägheit, noch den Hang zu selbstlosen Studien, noch die Liebe zur Kunst, am wenigsten aber die Freigebigkeit; Mitleid wurde als gefährliche Schwäche verdammt. Während man jede wollüstige Neigung missbilligte, entschuldigte man die Gewaltsamkeit eines brutal gestillten Appetits. In der Tat schien die Gewalt den Sitten weniger schädlich, da sie wohl eine der Formen sozialer Energie offenbarte. Fest ruhte der Staat auf zwei großen öffentlichen Tugenden: der Achtung vor dem Reichen und der Verachtung des Armen. Die schwachen Seelen, die Menschenleid noch verwirrte, hatten keine andre Zuflucht als eine Heuchelei, die man nicht tadeln konnte, da sie zur Ordnung und zur Solidität der Einrichtungen beitrug.

So widmeten sich bei den Reichen alle der Gesellschaft oder gebürdeten sich doch so; alle gaben ein Beispiel, wenn auch nicht alle es befolgten. Etliche fühlten die Strenge der Standesvorschriften grausam auf sich lasten; doch sie fügten sich aus Stolz oder Pflichtbewusstsein. Etliche versuchten, insgeheim der Kaste für einen Moment zu entrinnen. Einer von ihnen, Eduard Martin, der Präsident des Eisentrusts, verklei-dete sich mitunter als Armer, ging um Brot betteln und ließ sich von den Passanten rau abfertigen. Als er eines Tags auf einer Brücke die Hand ausstreckte, kam er mit einem echten Bettler in Zank und erwürgte ihn, von neidischer Wut gepackt.“

Über den Autor


Philip Kovce und Birger P. Priddat –
„Bedingungsloses Grundeinkommen – Grundlagentexte“ -2019

„Ich will natürlich stets eine Gruppe geben, die das nichts tun vollziehen wird. Ist diese Gruppe numerisch klein, so fällt ihr Verhalten kaum ins Gewicht. Unter den Müßiggang befinden sich wahrscheinlich Künstler, Schriftsteller und Leute, die sich mit abstrakten intellektuellen Tätigkeiten beschäftigen – kurz, alle diejenigen, die die Gesellschaft verachtet, solange sie leben und ehrt, wenn sie tot sind für diese Menschen wäre die Möglichkeit ihre eigenen Interessen nachgehen zu können, ohne auf eine öffentliche Anerkennung ihres Nutzens Rücksicht nehmen zu müssen, von unschätzbarem wert. Wer beachtet, wie viel unsere Schriftsteller Privat Vermögen besaßen, erkennt leicht, wie viele Talent aus Gründen wirtschaftliche Ungleichheit oder Not unentfaltet geblieben sein müssen; denn es wäre absurd anzunehmen, dass die reichen von Natur aus besser mit kreativen Talenten ausgestattet sind als die Armen.“
Bertrand Russel „Wege zur Freiheit – Sozialismus, Anarchismus, Syndikalismus“ Arbeit und Lohn (Seite 241)

Über den Autor


Theodore John Kaczynski – „Die industrielle Gesellschaft und ihre Zukunft“ – 1995 – Unabomber

“ 114. Wie in den Absätzen 65 – 67,70-73 erläutert, ist der moderne Mensch durch ein Netz von Regeln und Vorschriften festgeschnallt und sein Schicksal hängt von den Handlung der Person ab, die fern von ihm sind, auf deren Entscheidung nicht einhalten kann. Dies ist kein Zufall oder eine Folge der Willkür arrogante Bürokraten. Es ist notwendig und unvermeidlich in jeder technologisch fortschrittlichen Gesellschaft. Das System MUSS menschliche Verhalten genau regulieren, um funktionieren zu können. Bei der Arbeit müssen die Menschen tun, was ihm gesagt wird, wenn sie dazu aufgefordert werden und auf die Weise, wie sie es tun sollen, sonst würde die Produktion ins Chaos stürzen.

Bürokraten müssen nach starren Regeln geführt werden. Würden würde die Bürokraten auf niedrigerer Ebene einen wesentlichen persönlichen Ermessensspielraum erhalten, so würde dies das System stören und zu Ungerechtigkeiten führen, da die Bürokraten unterschiedliche Ermessensspielraum haben. Es ist wahr, dass einige Einschränkung unserer Freiheit beseitigt werden könnten, aber ALLGEMEIN GESAGT die Regulierung unseres Lebens durch Organisation ist notwendig für das Funktionieren der industriell-technologischen Gesellschaft. Sein Ergebnis ist ein Gefühl der Ohnmacht seitens der Durchschnittsperson. Es kann jedoch sein, dass formelle Vorschriften zunehmend durch psychologische Werkzeug ersetzt werden, die uns dazu bringen, das zu tun was das System von uns verlangt. (Propaganda, pädagogische Techniken, Programme für psychische Gesundheit, etc.“

Über den Autor


Michael Bohmeyer, Claudia Cornelsen – „Was würdest du tun? – Wie uns das Bedingungslose Grundeinkommen verändert“ – 2019

„Den Menschen das zu geben, was sie brauchen, ist so radikal simpel, dass wir uns fragen, wie es so weit kommen konnte, dass diese Idee als radikal gilt. Wir behaupten: Ohne ein Bedin-gungsloses Grundeinkommen, das den Menschen die Angst vor dem Abstieg nimmt, sind wir als Gesellschaft gar nicht in der Lage, die existenziellen Fragen unserer Zeit zu diskutieren. Das Bedingungslose Grundeinkommen ist ein Beschleuniger für die Verbesserung unserer Gesellschaft, weil es den Hebel nicht im Außen ansetzt, sondern im Kern der Menschen etwas verändert. Sobald ich erkenne, weiche Bedürfnisse und Gefühle das Bedingungslose Grundeinkommen in mir erschließt, bin ich in der Lage, mich für die Bedürfnisse der Mitmenschen zu öffnen. Erst so kann überhaupt ein neuer Gesellschaftsvertrag entstehen, der den Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird.“

Webseite des Vereins „Mein Grundeinkommen


Anne Fleck – „Ran an das Fett“ – 2019

„Denn eines muss uns klar sein: Auch die Lebensmittelindustrie beeinflusst Empfehlungen und Leitlinien erheblich.  2014 bewies die Publikation einer investigativen Arbeit im renommierten British Medical Journal, dass Experten der öffentlichen Gesundheit von der Zuckerindustrie und damit verbundenen Unternehmen Forschungsbeihilfen, Beratungshonorare und andere Formen der Finanzierung erhalten hatten.(22) Das erklärt vermutlich manche zögerliche Tendenz. Es herrscht ein massiver Interessenkonflikt.“ 

Webseite von Anne FleckWebseite der Ernährungsdocs


Arno Gruen – „Verrratene Liebe – Falsche Götter“ – 2003

„Die wirkliche Lösungen haben etwas mit der Verteilung von Wirtschaftsgütern und Reichtum in der Welt zu tun. Die Lösungen werden aber nicht gefunden, solange die Menschen nicht den Zugang zu ihren einfühlsamen Formen der Wahrnehmung finden.“

Eintrag bei Wikipedia


Rutger Bregman – „Utopien für Realisten“

„ Wenn wir von Effizienz und Produktivität besessen sind, ist es schwierig, den wahren Wert der Bildung und der Gesundheitspflege zu erkennen. Daher sehen viele Politiker und Steuerzahlen nur die Kosten. Sie begreifen nicht, dass ein Land umso mehr für Lehrer und Ärzte ausgehen sollte, je reicher es wird. Anstatt den Anstieg der Kosten als Segen zu betrachten, sehen Sie eine Krankheit darin.„

Webseite des Autors


Erich Fromm – „Den Menschen verstehen“

Zum derbsten Mal in seiner Geschichte vermag der Mensch jetzt wahrzunehmen, dass die Idee von der Einheit der menschlichen Rasse und der Eroberung der Natur im Dienste des Menschen nicht mehr länger ein Traum, sondern reale Möglichkeit ist. Hat er nicht allen Grund, darauf stolz zu sein und zu sich selbst und zur Zukunft der Menschheit Vertrauen zu haben?
Und doch fühlt sich der heutige Mensch unwohl und verunsichert. Er arbeitet und müht sich ab und verspürt doch ein Gefühl der Sinnlosigkeit bei all seinem Tun. Während seine Macht über die Materie immer größer wird, fühlt er sich in seinem individuellen Leben und in der Gesellschaft ohnmächtig.“

Erich Fromm online


Thomas Gordon – „Familienkonferenz“

„In unserer Ausbildung lernen die Eltern, dass sie, wenn sie sich häufig durch zornige Du-Botschaften Luft machen, besser daran täten, sich einen Spiegel vorzuhalten und zu fragen: »Was geht in mir vor?« »Welche meiner Bedürfnisse sind durch das Verhalten meines Kindes bedroht? »Worin bestehen meine eigenen, primären Empfindungen?«„

Thomas Gordon bei Wikipedia


Paul Lafargue – „Das Recht auf Faulheit“

„Arbeitet, arbeitet, Proletarier, um das Gesellschaftsvermögen und euer individuelles Elend zu vergrößern, arbeitet, arbeitet, damit ihr, wenn ihr ärmer werdet, noch mehr Gründe zum Arbeiten und zum Notleiden habt. Das ist das unerbitterliche Gesetz der kapitalistischen Produktion.
Dadurch, dass die Proletarier den trügerischen Reden der Ökonomen Gehör geschenkt und ihren Körper und ihre Seelen dem Laster der Arbeit ausgeliefert haben, stürzen sie die gesamte Gesellschaft in diese industriellen Krisen der Überproduktion, die den gesellschaftlichen Organismus erschüttern. Da es daher ein Überangebot an Waren und ein Mangel an Käufern gibt, schließen die Fabriken und der Hunger geißelt die Arbeiterbevölkerung mit seiner tsusendriemigen Peitsche.“

Paul Lafargue bei Wikipedia