Aus dem Jenseits voll ins Schwarze: Huxley und Trump

„Zeit der Oligarchen“ von Aldous Huxley beweist die Weitsicht eines klugen Mannes – trotz Sehschwäche. Das wird eine Beitrag voller Zitate, denn das Buch ist wie für unsere Gegenwart erdacht.

Ein Buch von Huxley? Der ist doch schon lange Tot! Rückseite des Buches lesen. Von 1946 ist der Text. Gekauft. Jetzt habe ich das dünne Buch durch und bin sprachlos. Wie konnte er das alles schon ahnen?

„Dass die Menschen nicht viel aus der Geschichte lernen ist die wichtigste Lektion, die Geschichte lehren kann.“

Aldous Huxlex

Vielleicht ist es dieser Satz, der auf Hegel zurückgeht, den er sich als Mantra sagte und sich dann die Vergangenheit anschaute, nahm den Kreislauf der Staatsformen nach Polybios in der Hand und ab dafür.

Das Cover des Buches "zeit der Oligarchen" von Aldous Huxley

Gleichzeitig ist die technische Arbeitslosigkeit ein bleibendes Phänomen; jedes arbeitssparende Gerät, jedes neue und effizientere Verfahren, das an die Stelle eines älteren und weniger effizienten tritt, führt lokal und vorübergehend zu einem Rückgang der Beschäftigung.

Seite 27

Da fällt mir für unsere Zeit dies zwei Buchstaben ein, davon reden jetzt gerade alle. Wie heißt das denn noch. Jeder Knallkopp schwafelt jetzt davon … ach ja, die KI. Die künstliche Intelligenz, die sich anschickt viele Berufe obsolet zu machen. Besonders in der Kreativbranche. Die Roboter sind ebenfalls ein Grund, warum es mehr Arbeitslose gibt und geben wird. Die Beispiele aus der Geschichte lasse ich jetzt mal außen vor. Reinigungskräfte werden über kurz oder lang ersetzt werden, wie auch Bankangestellte – vielleicht sogar Therapeuten (was echt krank wäre).

Heute haben sich die Schrecken der Unsicherheit, vor allem in Form der Massenarbeitslosigkeit, so tief ins öffentliche Bewusstsein gebrannt, dass die meisten Menschen, wenn sie zwischen Freiheit und Sicherheit wählen sollten, ohne zu zögern für Sicherheit stimmen würden.

Seite 31

Deswegen ist die AfD so beliebt, sie verspricht Sicherheit und Ordnung. Allerdings reitet die CDU seit Jahrzehnten auf der Sicherheit herum, um wieder gewählt zu werden. Auch in anderen Ländern leben die Menschen nach der Devise, lieber sicher statt frei und wählen rechte Parteien. Die allerdings nichts sicherer machen, sondern nur denen in die Hände spielen, die dem Kapitalismus alles verdanken, auch und vor allem ihre Macht. Ich meine die US-Tech-Giganten. Die Huxley wohl auch schon kannte.

Der Glaube an den universellen Fortschritt basiert auf dem Wunschdenken, dass etwas umsonst zu haben ist. Dahinter steht die Annahme, dass Gewinne auf einem Gebiet nicht mit Verlusten auf einem anderen bezahlt werden müssen. Für die antiken Griechen wurde hybris, der anmaßende Übermut, ob gegenüber den Göttern, den Mitmenschen oder der Natur, früher oder später von der Rachegöttin Nemesis bestraft. Im Gegensatz zu den antiken Griechen glauben wir Menschen des 20. Jahr-hunderts, dass unser Hochmut keine Folgen hat.
Unsere Fortschrittsgläubigkeit ist derart ausgeprägt, dass sie zwei Weltkriege überdauert hat und selbst im Angesicht des Totalitarismus, der Rückkehr der Sklaverei, der Konzentrationslager und der Flächenbombardements weiter blüht

Seite 38/39

Das wissenschaftlicher Fortschritt von denen genutzt werden, die das Geld und die Macht haben um eben dieses zu vermehren, will wohl niemand in Abrede stellen. Besonders heute nicht im Zeitalter der Deepfakes, der Desinformation und der Konzentration der Medien und der Finanzen in den Händen einiger weniger.

Das einige von den wenigen sich benehmen wie die Axt im Wald, hat Huxley erkannt und das so treffend formuliert:

Die Mentalität sämtlicher Nationen – die Mentalität, die ansonsten vernünftige Erwachsene einnehmen, wenn sie in der internationalen Politik wichtige Entscheidungen treffen – ist die eines vierzehnjährigen Straftäters: hinterhältig und kindisch, bösartig und einfältig, manisch egoistisch, überempfindlich und gierig – und gleichzeitig lächerlich angeberhaft und eitel. Solange es um nichts geht, dürfen sich die Erwachsenen, die die Politik des Landes beherrschen, nach den Regeln dieses sonderbaren Spiels wie Erwachsene verhalten. Doch kaum stehen wichtige wirtschaftliche Interessen oder das Ansehen des Landes auf dem Spiel, verschwindet der erwachsene Dr. Jekyll und an seine Stelle tritt Mr. Hyde mit den ethischen Maßstäben eines Boy Gangsters und einer Weltanschauung, die er aus der Lektüre von Houston Stewart Chamberlain und blutrünstigen Comics entnommen zu haben scheint.

Seite 56

Gibt es eine bessere Beschreibung von Donald Trump als diese? Als ich das las, dachte ich: „Sind Zeitreisen doch möglich?“ Als wenn Huxley bei einer von den vielen peinlichen Auftritten dieses Präsidenten dabei gewesen wäre. Es gibt noch ein weiteres Zitat, das auf Trumps Strategie passt, z.B. sein Umgang mit Venezuela, seine Freundschaft zu Epstein, die hohe Arbeitslosigkeit, die dummen Zölle, die steigenden Preise, usw.

Wenn zu Hause die Probleme zunehmen und der öffentliche Protest unangenehm laut wird, ist es in einer Welt, in der Kriege noch eine fast heilige Angewohnheit sind, immer möglich, die Aufmerksamkeit der Menschen weg von den heimischen und hin zu den ausländischen und militärischen Angelegenheiten zu lenken. Die staatlich kontrollierten Überzeugungsinstrumente entfesseln eine Flut fremdenfeindlicher oder imperialistischer Propaganda, man demonstriert eine »Politik der Stärke« gegen eine ausländische Macht, und sofort ist es unpatriotisch, selbst noch so gerechtfertigte Beschwerden über Misswirtschaft oder Unterdrückung zu äußern. Daher kann es sich ein hochgradig zentralisierter Staat kaum leisten, auf Militarismus oder Kriegsandrohungen zu verzichten.

Seite 60

Es geht Trump nicht um Drogen, es geht ihm, wie auch seinen Vorgängern im Irak um das verdammte Öl, das es in Venezuela gibt. Auch hier ist Huxley wieder weise und hellsichtig:

Einer der Gründe für die letzten Kriege war der internationale Wettstreit um die lokalen Ölvorkommen; das Positionsgerangel im Nahen Osten, wo alle verbleibenden Großmächte Ansprüche auf persisches, mesopotamisches und arabisches Öl anmelden, lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten.

Seite 85

Aldous Huxley spricht von kleinen dezentralen, autarken Einheiten. Ich verstehe das so, das wir uns in kleine Gemeinschaften organisieren, um unser Leben zu gestalten. Leider ist das eine Utopie, denn die Menschen wählen in diesem Land schon seit Jahrzehnten so, das die Regierung Politik gegen das Volk machen kann. Nur die dümmsten Kälber, und so weiter.

Jetzt aber

Dafür, das es sich um ein fast 80 Jahren alten Text handelt, ist er unfassbar aktuell. Zeigt das nun, das wir tatsächlich nichts aus der Geschichte lernen? Ja.
Beweist es irgendwie, das sich auch die Gesellschaftsstruktur nicht ändern? Ja.

Denn dieses Zitat, ist von Tolstoi aus dem 19 Jahrhundert ist noch älter als das Buch Huxley:

Bei einer derartig schlechten Einrichtung der Gesellschaft wie der unseren, in der eine kleine Zahl von Menschen die Macht über die Mehrheit hat und diese unterdrückt, dient jeder Sieg über die Natur unweigerlich nur dazu, Macht und Unterdrückung zu vergrößern. Und genau das geschieht heute.“

Leo Tolstoi

Falls sich etwas ändert, dann ändert es sich wirklich sehr langsam. Von damals bis heute ist es allerdings so: Wenige haben viel und viele haben wenig.



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Reich und demokratisch

Wozu braucht ein Mensch 150 Milliarden Dollar? Diese Summe ist so unvorstellbar hoch, dass sich diese Frage unweigerlich einstellt, wenn man sie hört. Ist das sinnvoll? Moralisch? Gerecht? 

Das Reich sein per se verbieten möchte ich nicht, um aber das System des „immer mehr“ zu durchbrechen, könnte ein anderer Ansatz helfen. Das Ziel sollte sein, möglichst viel Geld in die Gemeinschaft zu investieren. Der Status, den jemand innerhalb einer Gesellschaft erlangen kann, wird nicht daran gemessen, wie groß sein/ihr Haus ist, wie viele teure Autos er oder sie in der Garage hat und/ oder wie viele Dollar er/sie  in seinen Pool hat um darin zu baden.

Nein, der Status einer Person wird daran gemessen, wie viel diese Person für die Gemeinschaft getan hat und tun wird. Dann gäbe es eine Frobes Liste mit den Personen, die am meisten gegeben haben und nicht am meisten gehortet. Welchen Unterschied macht das im Alltag, ob jemand 150 Milliarden oder 10 Milliarden auf seinem Konto hat? Merkt man das überhaupt? Die, die nichts haben, die merken sofort, wenn 100 Euro fehlen. Und die Armen sind in der absoluten Mehrheit.

Das Bild einer Eicape-Taste
Foto: Markus Hansen

Ein kleiner Prozentsatz von Menschen besitzt das meiste Geld und damit auch Einfluss und Macht. Diese Macht wird genutzt, um die Politik zu beeinflussen und damit sind wir in der Plutokratie angekommen. Um die Demokratie zu bewahren, erscheint es mir unerlässlich, dass dieser Umstand verändert wird und das ginge durch die Begrenzung privater Vermögen und eine gerechte Besteuerung der Vermögen von Personen und Unternehmen und der Erbschaften. Alle Einnahmen, die ein Mensch oder Unternehmen generieren, sollten gleich besteuert werden, weltweit. 

Schluss mit dem Reichtum

Die Menschheit sollte beschließen, dass kein Mensch mehr als X oder Y Milliarden Euro oder Dollar sein Eigen nennen darf. Der Anreiz erfolgreich zu sein, bleibt bestehen, da die Summe X oder Y immer noch immens hoch ist. Damit ist ein bequemes und finanziell unabhängiges Leben möglich und durch den Status als Mensch, der viel Geld in die Gemeinschaft einbringt, wird das Ego gestreichelt.

Seit Jahrhunderten spielt es für die Menschen eine Rolle, wie viel Geld jemand besitzt. Eltern stimmten eine Vermählung ihrer Tochter nur zu, wenn der Bräutigam finanziell gut aufgestellt war. Wie es ja bis heute ein Traum vieler Menschen ist, sehr reich zu werden. Diejenigen, die es zu Reichtum gebracht haben, waren darauf aus, den Reichtum zu sichern und zu mehren. Reiche Menschen haben Kriege bezahlt. Könige, Diktatoren und Präsidenten gemacht. Diese Vorgänge sind höchst undemokratisch und ungerecht.

Denn die Höhe des Vermögens bringt Einfluss und aus dem Einfluss wird Macht. Vermögen plus Einfluss plus Macht, ergibt noch mehr Vermögen und noch mehr Einfluss und immer so weiter. Für die Mehrheit der Menschen bleibt das eine abstrakte Vorstellung. Denn reich werden ist nicht so einfach.

Eine Krankenschwester, ein Busfahrer oder wer auch immer, muss, um eine Million zu erwirtschaften, sein Netto-Durchschnittsgehalt von 25.583 Euro (1) im Jahr fast 40 Jahre lang sparen und darf nichts von seinem Gehalt  ausgeben. Das ist also im Leben nicht zu schaffen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Normalverdiener wirklich Einfluss nehmen können. 

Einfluss ohne Ende

Die Präsidenten der USA konnten und können sich dieses Amt nur leisten, weil sie vorher und auch nachher schon vermögend waren und sind. Bestes Beispiel ist Donald Trump. Der Einfluss vermögender Personen und Unternehmen auf die Politik ist gefährlich, da dieser intransparent und ohne Zweifel meist nur zum Wohle der Person oder des Unternehmens ist, die Einfluss ausübt. Der jüngste Korruptions-Skandal um die Vizepräsidentin des EU-Parlamentes  Eva Kaili (2) und den anderen Verdächtigen zeigt, wie sich der Einfluss von reichen Menschen negativ auf die Demokratie auswirkt. Dazu gehören Parteispenden und Lobby-Arbeit genauso, wie das private Telefonieren mit Finanzministern.

Reiche Menschen bestimmen, was wir im Kino sehen, was für Musik wir hören, welcher Fußball-, Football,- oder Basketball-Verein ganz vorne mitspielt. Sie bestimmen über die Mode, was wir essen, welche Autos wir fahren, welches Handy wir benutzen und welche Ergebnisse die Suchmaschinen zuerst anzeigt, usw. Denn nur das, was sich am Ende in barer Münze messen lässt, kommt weiter. Der Impfstoff gegen COVID-19, die neue Platte von Beyoncé , das Elektroauto, die E-Zigaretten, u.a. bringen Geld und deshalb gibt es sie. Es ist nur das auf dem Markt, was jemanden Geld einbringt. Wie sich während der Corona-Pandemie gezeigt hat, sind Vermögender in der Krise noch reicher geworden. (3) Elon Musk  hat 153, Jeff Bezos 120, Warren Buffet 107 und Bill Gates 103 Milliarden Dollar (3). Wozu?

Investieren sie doch mal hier

Warum investiert Musk nicht in eine Schule in einem Armenviertel in den USA oder Afrika? Er könnte mit 50 Milliarden viele Schulen in Afrika bauen und damit in die Zukunft investieren. Geld regiert die Welt, löst jede Menge Probleme und kann hilfreich sein. Worauf wartet er? Oder Jeff? Oder Bill? Irgendein unbekannter Milliardär? Keiner? Schade.

Denkbar wäre ein Fond, in den alles eingezahlt wird, was über dem „erlaubten“ Betrag liegt. Dieser wird von einem Gremium verwaltet und dieses entscheiden dann über die Verteilung der Gelder. Dieses Gremium setzt sich immer wieder aus zufällig ausgesuchten Menschen zusammen, so dass es keine Vorteile für irgendwen gibt, außer für die, die das Geld bekommen. Tatsächlich gibt es immer mehr Menschen, die wenig oder nichts haben und ein kleiner Teil  der Menschen hat sehr, sehr viel oder noch mehr.(4)

Millionen-Erbin Marlene Engelhorn (5) beweist, dass es nicht immer nur neidische Habenichtse sind, die eine gerechte Verteilung und höhere Steuern auf Vermögen fordern. Marlene Engelhorn fordert vom Staat, des er sie und ihresgleichen sinnvoll besteuert. Die Verteilung des Vermögens ist ungerecht und es ist unfassbar, dass die Demokratie durch dieses reichenfreundliche System langsam ausgehöhlt wird.  Unerklärlich ist es auch, warum die in Deutschland jährliche vererbte oder verschenkte Summe  von ca 400 Milliarden Euro (6) vom deutsche Staat zum größten Teil ignoriert wird. Warum? Könne wir es uns leisten, darauf zu verzichten?

„Ende 2020 besaß 1,2 Prozent der Weltbevölkerung rund 47,8 Prozent des weltweiten Vermögen. Rund 53 Prozent der Weltbevölkerung besaßen hingegen lediglich 1,1 Prozent des weltweiten Vermögens.“

7

Sinn stiften

Viele Vermögende haben eine Stiftung, mit der sie durchaus gutes für die Menschen schaffen, aber das reicht nicht. Es kann und sollte nicht erlaubt sein, dass eine Handvoll Menschen unfassbar reich ist und die Mehrheit im Elend hockt, um für die Industrieländer die Drecksarbeit zu machen. Damit es den Menschen dort gut geht und sie sich ein T-Shirt für drei Euro kaufen können.

Geld ist ein Werkzeug, das das Leben vereinfacht und jeder muss davon eine ausreichende Menge haben, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Kinder sollten weltweit zur Schule gehen können. Menschen sollten überall Krankenhäuser haben. Wir sind der Staat, heißt es in der Demokratie, das Volk ist der Souverän. Zurzeit sind wir die Bediensteten von Jeff, Elon und all den anderen Superreichen. Wir könnten bestimmen, dass jeder etwas vom Kuchen ab bekommt. Ein erster Schritt wäre es, Vermögen zu besteuern, das Steuerrecht gerecht und in der EU einheitlich zu gestalten, Erbschaften zu besteuern und Lobby-Arbeit zu kontrollieren. Viele kleine Schritte sind dafür nötig und eine Politik, die dies umsetzen wollen würde.
Also los.


Quellen

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164047/umfrage/jahresarbeitslohn-in-deutschland-seit-1960/
  2. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-parlament-korruption-107.html
  3. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181482/umfrage/liste-der-top-25-milliardaere-weltweit/
  4. https://www.deutschlandfunk.de/rekordvermoegen-dollar-milliardaere-werden-mehr-und-reicher-100.html
  5. https://www.fr.de/wirtschaft/marlene-engelhorn-millionen-erbin-vermoegenssteuer-erbschaftssteuer-reichtum-besteuern-taxmenow-zr-91799958.html und https://www.derstandard.at/story/2000126792517/millionenerbin-marlene-engelhorn-besteuert-mich-endlich
  6. https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/studie-zum-erbvolumen-deutschland-erbt-bis-zu-400-milliarden-euro-pro-jahr/20020064.html
  7. https://www.derstandard.at/story/2000142600522/ungleichheit-steigt-konzerne-und-superreiche-sind-gewinner-der-krisen