Daran glaubt doch keiner!

3. Juli 20222 von Markus Hansen

Glaubt jemand daran, dass  in den nächsten 10 bis 20 Jahren, die Menschen auf das Autofahren oder gar auf Fleisch verzichten werden? Ist es denkbar, das Profit sich hinten anstellen muss? Hinter: Umwelt, Menschlichkeit, Frieden oder Glück? Solche radikalen Änderungen sind kaum vorstellbar.

Wie sollte es aussehen, dieses Leben?

Wir duschen nicht mehr so oft und lange. Wir fahren Fahrrad oder Bus und Bahn. Arbeiten im Homeoffice, da sich Unternehmen keine protzigen Bürotürme mehr bauen lassen wollen bzw. es sich nicht leisten können. Unsere Innenstädte sind ruhiger. Supermärkte haben verkürzte Öffnungszeiten und ein drastisch reduziertes Angebot. Holz und Wasser sind teuer wie Gold. Schlange stehen ist der Normalzustand: Für Essen, Wasser, Medikamente oder Papier. 

Es wird Klimaräume geben, dort kann man sich vor der Hitze erholen. Sonnenenergie wird endlich flächendeckend auf allen Häusern angebracht. Jede Rasenfläche wird zur Anbaufläche umgewandelt, überall stehen Fässer herum, damit jeder Tropfen Regenwasser gesammelt werden kann. 

Ich bin so fest in diesem Konsumleben verhaftet, das es mir schwer fällt, mir all die verschiedenen Szenarien vorzustellen. Die Privilegien, die ich jahrzehntelang für meine Normalität hielt, sind tief in meiner DNA eingebaut. Einen Computer kaufen? Kein Problem. Im Winter Erdbeeren besorgen, die dann zwar nicht schmecken, eine Weltreise hinter sich haben und eine chemische Behandlung hatten? Kein Problem. Strom und Wasser, immer und überall verfügbar. Nahrungsmittel in kilometerlangen Regalen und in Batterien von Tiefkühltruhen. Normal, für mich. Mal kurz mit dem Auto an die Ostsee. Normal. Bei 35 Grad im Schatten in einem 20 km Stau mit laufenden Motorren stehen? Normal. Alles ist überall Verfügbar. Immer. Schuhe bestellen und dann wieder zurückschicken? Normal und die Retoure oft auch kostenlos. 

Damit sollte Schluss sein, aber wie schon dieses halbherzige Verbot des Verbrennungsmotors zeigt, sind die politisch Verantwortlichen, genau wie ich und die Bevölkerung im Bann ihrer Privilegien. Politiker kämpfen dazu noch mit der drohenden Bedeutungslosigkeit, wenn sie gegen Ihre Wähler agieren. Traurig.

Zukunft? Das sind die anderen. Freiheit? Das sind wir.

Wir wollen die Freiheit, auch weiterhin so zu leben, wie wir es gewohnt sind. Die anderen sollen doch mal aufhören uns nachzueifern. Die sollen sich mal nachhaltig verhalten und ihr Land schützen. Ich muss mich nur an irgendeine Ampel in meiner Heimatstadt stellen und sehe tausende Tonnen Blech an mir vorbei rollen, jeweils mit einer Person darin, die sich offensichtlich nicht vorstellen kann, das Punkt B auch ohne Auto zu erreichen Ist. Solange es Menschen gibt, wahrscheinlich sogar mit einem Hochschul-Abschluss, die ein Tempolimit auf Autobahnen für einen Eingriff in die persönliche Freiheit halten, ist es für mich kaum vorstellbar, das es mittelfristig eine Änderung in unserem Verhalten gibt. 

Glaubt noch jemand, das wir etwas ändern können oder haben wir nicht schon aufgegeben? Es gibt noch die Möglichkeit, das wir etwas naiv sind und auf die potenzielle Kreativität der Ingenieure und Wissenschaftler setzen und deshalb meinen, das wir weiterhin billiges Fleisch grillen, 190 km/h auf der Autobahn fahren, für wenig Geld nach Mallorca fliegen und unseren Rasen mit Trinkwasser versorgen können. Fakt ist, wir machen zu wenig, weder bauen wir wie bekloppt Solaranlagen auf jedes noch so kleine Dach, noch Windkrafträder in jede Ecke. Wir fressen, saufen und fahren uns in den Abgrund.

Wir sitzen in der Falle. Politiker, die sich nicht trauen das Notwenige zu beschließen oder es einfach nicht können. Menschen, die weiter in ihrem Normal-Leben verharren  und auch bei Spritpreisen von fast zwei Euro, den Motor laufen lassen und am Handy werkeln. Probleme, die alles übersteigen, was die Menschheit bisher meistern musste und zu all dem noch den Faktor Zeit im Nacken. Eigentlich müssten wir sagen: Packt zusammen, wir ziehen auf die andere Erde. Das wäre famos. 

Zum Verstehen gezwungen

Am Ende ist es nicht die Vernunft, die sich in der Bevölkerung durchsetzt, langsam wächst, gedeiht und dann gelebt wird. Nein, es wird der Zwang sein. Wir werden gezwungen sein, die ganzen Mastschweine aufzufressen, unsere Autos zu verschrotten, Wasser und Energie zu sparen und all den Scheiß, der da noch auf uns zu kommt. Die Vernunft ist nicht unser Leitstern, das war sie noch nie. Die Vernunft ist das Buch im Regal, das so dick ist, das es keiner lesen will. Der Klimawandel, das Artensterben und die Umweltverschmutzung bewegen sich so langsam, das sie ihren jeweiligen Kipp-Punkt überschreiten, ohne das wir es mitbekommen. Jahrzehnte lange Warnungen verlieren ihre Strahlkraft und assimilieren sich in den Kanon von schlechten Nachrichten, Bedrohungen, Untergangsszenarien und der Realität. Das trägt dazu bei, dass das  „weiter so“ so hartnäckig in uns arbeiten  kann. Wir alle wissen was los ist, aber wir wissen auch, das wir es nicht wissen wollen. So werden wir oder die, die nach mir kommen, das Wort „gezwungenermaßen“ öfter hören. Gezwungenermaßen.


Es wird Zeit für WIR

Eine düstere Zukunft steht vor der Tür und wir verstecken uns unter dem Couchtisch in der Hoffnung, das niemand merkt, das wir da sind. Wo soll all das Geld herkommen, das in der Coronahektik versprochen wurde? Kann eine arbeitende Bevölkerung bei einem Mindestlohn von 9,50 Euro diese Summen erwirtschaften? Wo kommen die Therapeuten/innen her, die wir dringend benötigen? Die Pfleger/innen, die uns den Arsch wischen? In den nächsten Jahren wird die Babyboomergeneration in Rente gehen.

„Man kann davon ausgehen, dass ab dem Jahr 2020 ungefähr eine Million Menschen jährlich ins Rentenalter wechseln werden. Wir haben im Moment ein Verhältnis von 37 Personen im Rentenalter zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Und das wird sich bis 2050 deutlich zu 50 Personen im Rentenalter zu 100 im erwerbstätigen Alter verschieben. Danach flacht sich das ab, aber das wird auch bis 2060 weiter steigen.“ (1)


Und die bereits vorhanden Rentner haben neben einer guten bzw. besseren Rente – viele von ihnen – auch eine gute Gesundheit. Werden wir auch das erst zur Chefsache machen, wenn der Kipppunkt schon in weiter Ferne liegt? Zu den Rentnern kommen noch die braven Beamten, die nichts einzahlen, aber sehr viel herausholen.

„Der emsige Professor Bernd Raffelhüschen, ein Vertreter der Freiburger Schule, deren Theorien die Grundlage des Wirtschaftswunders in den fünfziger Jahren gewesen waren, hat zudem errechnet, dass hierzulande bis 2050 1,36 Billionen Euro an Beamtenpension fällig werden. „(2)

Dann kommt die nächste von der Lebensmittel- und der Pharmaindustrie gesponserte und von vielen prognostizierte Katastrophe auf uns zu, eine dicke Welle von Diabetespatienten/innen, die das System der gesetzlichen Krankenversicherung durchaus sprengen könnten.

„Derzeit sind in Deutschland mehr als sieben Millionen Menschen an Diabetes erkrankt – das Gros leidet an Diabetes Typ 2. Nach Schätzungen des Berliner Robert Koch-Instituts könnte die Zahl der Patienten bis 2040 auf bis zu 12,3 Millionen hochschnellen. Dass für die „Volkskrankheit“ Diabetes dann ausreichend viele qualifizierte Ärzte und Diabetesberaterinnen wie stationäre Behandlungskapazitäten bereitstehen, wird massiv angezweifelt.“ (3)


Die steigende Zahl von Naturphänomen wird uns ebenfalls die Kassen leer räumen. Die unbeherrschbaren Wassermassen, die in den letzten Wochen Teile von NRW in eine Filmkulisse für einem Hollywood-Film verwandelt haben, werden mehrere Milliarden kosten. Hinzu kommt eine marode Infrastruktur von endlosen Autobahnkilometern und Brücken (4) die in den kommenden Jahren saniert werden müssen. Die immensen Summen für die Unterstützung der Wirtschaft in der Lockdownzeit müssen auch noch aufgebracht werden. Der fürchterliche Zustand der Schulen und der Bildung im allgemeinen würde wohl auch Milliarden verschlingen, da dieser aber schon seit Jahrzehnten erfolgreich ignoriert wird, sind die Zahlen hoch aber werden wohl eingespart.


Wie lange können sich Staaten mit geliehenem Geld durch wie viele Legislaturperioden wursteln?

Da sich der Aufgabenberg zur Zeit täglich erhöht und der Kleinmut der Politiker mit jedem Umfrageergebnis sinkt, wird alles so bleiben wie es ist. Ich würde gerne das Ende dieses stotternden Motors erleben, wie sich auf einmal alle aufregen und fragen: Warum habt ihr denn nicht gegengesteuert?“ Das war doch abzusehen, werden sie schreiben. So wie bei Wirecard, dem Klima, der Atomenergie und ganz aktuell, das Hochwasserdebakel in Deutschland. Alle Sirenen abschrauben, weil sie Geld kosten, alle Flächen bebauen und sich dann wundern, wenn das Wasser nicht abfließt und die Sirenen im Keller schweigen.

Das Waldsterben aus den 1980 Jahren wird womöglich mit zunehmender Trockenheit durch Feuer beschleunigt, der Atommüll hat immer noch keinen Platz und die Menschen, die aus allen Teilen der Erde fliehen müssen, werden hungrig sein und brauchen Unterkünfte. Ich würde auch verzweifeln, wenn ich all diese Probleme alleine vor mir hätte.

Eine Menschenmenge die das Wir symbolisieren soll beim Text Zeit für wir
Das sind wir, ein Teil davon, aber wir. – Foto: Markus Hansen

Aber wer, wenn nicht wir? Wer soll das sonst angehen?
Ich habe keine Ahnung, wie die Geldangelegenheit gemeistert werden kann. Da gibt es bestimmt gute Ideen von der populären Ökonomie. Immerhin haben die privaten Haushalte in Deutschland ungefähr 6.738,3 Milliarden Euro, die bei einer Lösung durchaus hilfreich wären. (5)

Aber einen großen Anteil könnte das Wir lösen:

  • Wir müssen mehr für gesunde Nahrungsmittel bezahlen, und zwar mit einem Lächeln im Gesicht. 
  • Wir müssen weniger Fleisch essen, damit sich dieser Irrsinn der Mast nicht weiter breit macht. 
  • Wir müssen weniger Autofahren fahren, und wenn dann mit gutem Grund.
  • Wir sollten weniger Flugreisen unternehmen und die sollten Teuer sein.
  • Wir sollten grünen Strom kaufen.
  • Wir sollten auf Homeoffice bestehen.
  • Wir sollten den öffentlichen Nahverkehr benutzen.

Die Liste lässt sich bestimmt noch ergänzen. Was wir noch machen sollten: Eine andere Politik wählen. Die Politik muss durch das Wahlergebnis erkennen, das Wir Änderungen wollen. Neben unserem Anteil, muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, wie zum Beispiel eine Erbschaftssteuer, eine Vermögensabgabe, Mindestlohn von 12-15 Euro, Steuer auf Aktiengeschäfte, die Vorschläge der Zukunftskommission Landwirtschaft müssen umgesetzt werden. Es müssen Anreize geschaffen werden, das schlechtes Verhalten – CO2 Ausstoß – teuer ist und gutes Verhalten sich lohnt. Auch diese Liste erscheint unvollständig. Der Souverän fordert dazu auf, die Probleme anzugehen, die mehr als deutlich vor unserer Haustür campieren. Wir im Kleinen und die gewählten Volksvertreter im Großen. 


  1. https://www.deutschlandfunk.de/neue-ruhestaendler-baby-boomer-gehen-in-rente.1148.de.html?dram:article_id=479806
  2. Sven Kuntze „Die schamlose Generation – Wie wir die Zukunft unserer Kinder und Enkel ruinieren“ C. Bertelsmann – Seite 146
  3. https://www.aerztezeitung.de/Politik/Deutschland-nur-unzureichend-auf-Diabetes-Welle-vorbereitet-404280.html
  4. https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2013/heft/10/beitrag/die-verkehrsinfrastruktur-in-deutschland-marode-und-unterfinanziert.html
  5. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37880/umfrage/geldvermoegen-der-privathaushalte-in-deutschland/

Weitere Bilder gibt es auf der mhblog-Seite und wer mit mir in Kontakt treten möchte, kann das hier tun. Viel Spaß.

HÄNDE HOCH! GELD HER!

Wenn etwas auf dieser Welt geschehen muss oder soll, dann lassen sich die Probleme, genauso wie die Lösungen fast immer auf ein Wort reduzieren: Geld.

Für mehr Frauenhäuser in Deutschland, bessere Bildung – speziell der digitale Unterricht, mehr Pflegekräfte, mehr Polizisten, mehr Steuerfahnder, mehr Lehrer, mehr von was auch immer – fehlt das Geld.

Für seltene Krankheiten gibt es keine Forschung, Bücher werden nicht verlegt, Kredite nicht bewilligt, Umwelt nicht geschützt oder gerettet, weil das kein Geld bringt.

„Schon 1999 hatte die Deutsche Post die sogenannte Postbox für gewerbliche Kunden eingeführt: Die bestellte Ware wurde in einer gelben Plastikbox geliefert und direkt bei der Zustellung ausgepackt, sodass die Postbotin sie wieder mitnehmen konnte. Doch die Postbox wurde nach zehn Jahren eingestellt, weil sie zu viel kostete.“

Die Zeit – No 49 – 26.11.2020 – Seite 26 – Christina Plett „Kartons mit Pfand“

Tauschen wir?

Wenn ich ein Uhrmacher wäre und ich würde bei jemanden eine Reparatur durchführen, wäre es denkbar, das ich mich mit Brot oder Gemüse bezahlen lasse. Wäre ich ein Fliesenleger und würde ein halbes Haus fliesen, dann müsste ich wohl ein Abo auf jahrelanges Brot und Gemüse bekommen. Würde ich also mehrere Häuser gefliest haben, bräuchte ich lange Zeit nicht mehr zu arbeiten, weil mir einige Leute jahrelang etwas Schulden würden. Tauschhandel ist im Kleinen durchaus denkbar und praktikabel, aber für weniger überschaubare Beträge bzw. Leistungen ungeeignet.

Geld, fein abgepackt und sortiert. Zu wenige haben zu viel, während zu viele zu wenig davon haben.

Geld hat da einen Vorteil. Es ist überall eintauschbar und leicht zu transportieren. Demnächst tauscht es seine physische zugunsten einer digitalen Form, was noch praktikabler sein wird. Eine Konto statt einer Schatztruhe, von dem etwas abgeht oder zu dem etwas hinzukommt. Aber so sehr Geld auch die Lösung für vieles zu sein scheint, es stellt sich die Frage, ob es nicht mehr Schaden anrichtet und zu vieles verhindert. Natürlich meine ich nicht das Geld an sich, sondern den religiösen Eifer der dafür steht. Die Gier. Die Verteilung.

Die Armut, die Bildung, die Pflege, der Krieg, die Industrie, einfach alles und jedes wird auf einen Wert X reduziert, bewertet und dann wird gehandelt oder die Handlung wird unterlassen.

Einige Beispiele…

Pharmakonzeren stecken Millionen oder mehr in die Erforschung von neuen Medikamenten, aber nur, wenn am Ende eine Summe X herauskommt, die weit über der Investion liegt. Die Gier nach Geld verhindert also Medikamente.

Die Pflege von Menschen, sei es im Krankenhaus oder im Altenheim, ist kostspielig, wenig profitabel und anstrengend. Es wird also versucht, durch niedrige Löhne, wenig Personal und so wenig Aufwand wie möglich, die Patienten zu versorgen. Damit am Ende die Einrichtung Geld abwirft. Die Gier nach Geld verhindert also gute und menschenwürdige Pflege.

In der Bildung von Kindern und Jugendlichen haben wir den Anfang in der Kita, dort gilt ein willkürlich errechneter Schlüssel als Kennzahl für die Anzahl der Betreuer Pro Kind. Das Personal ist nicht optimal ausgebildeten, meist unterbesetzt und in Bezug auf die prägende Verantwortung absolut unterbezahlt. In der Schule gilt das selbe, Grundschullehrer sind unterbezahlt und für die prägende Phase im jungen Leben ebenfalls unterbesetzt und überarbeitet. In den höheren Klassen ist es auch nicht besser und die anspruchsvolle Tätigkeit mit Jugendlichen in der Adoleszenz trifft nicht immer auf darauf vorbereitete Lehrer und Lehrpläne. Die Gier nach Geld verhindert eine gute Ausbildung.

Der Krieg, ein lohnendes Geschäft, deshalb ist überall gern gesehen – aus der Ferne, versteht sich. Regierungen zahlen Unmengen an Geld für die Verteidigung. (1) Milliarden für Waffen, die, zu Lande, zu Wasser und in der Luft, möglichst ohne eigene Verluste viele Menschen töten. Damit das auch alles seinen Sinn hat, wird gebombt, geschossen und Krieg gespielt wie im Sandkasten auf dem Spielplatz. Das Geld ist das Blut in den Adern der Kriegsmaschinerie. Die Gier nach Geld verhindert also Frieden.

Die Armut der einen ist das finanzielle Standbein der anderen. Frauen in Indien (2), die für einen Hungerlohn Stoffe zu Kleidern zusammen nähen, damit diese hier für viel Geld verkauft werden können, sind Systemrelevant. Wäre das Nähen zu teuer, würde der Umsatz leiden und deshalb braucht es die Armut, um Produkte herzustellen, die in den Industrienationen gekauft werden können. Die Gier nach Geld verhindert also den Kampf gegen Armut.

Der finanzielle Einsatz um einen Impfstoff für Covid-19 zu finden, verdeutlicht das beschriebene ganz gut. Keine Regierung kann es sich leisten allzu lange oder oft auf die Wirtschaftsleistung zu verzichten, um eine Pandemie einzudämmen, wird das nötige Geld investiert.

Und jetzt?

Das Geld an sich ist weder gut noch schlecht. Die Idee ist hilfreich, im Alltag und über Grenzen hinweg. Das zeigt die Eurowährung besonders. Aber, muss eine Gesellschaft es sich nicht ebenfalls leisten können, Krankenhäuser vom Streben nach Gewinn auszunehmen? Die meisten Regierungen leisten sich ja auch eine Armee und die ist meist ein Faß ohne Boden. Sollte es nicht wichtiger sein, das Kinder eine wirklich gute Ausbildung bekommen? Ist die Zufriedenheit in einem Land nicht höher zu bewerten als die Summe auf dem Konto irgend eines Millionärs, Unternehmers oder wem auch immer?

Die Lösung für sehr viele Missstände auf diesen Planeten ist das, was auch die meisten Probleme verursacht und sie befindet sich leider in zu wenigen Händen. (3)


  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157935/umfrage/laender-mit-den-hoechsten-militaerausgaben/
  2. https://femnet.de/informationen/laender-und-arbeitsbedingungen/indien.html
  3. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/384680/umfrage/verteilung-des-reichtums-auf-der-welt/

Der Optimist ist Tot.

Wir leben in Städten, die zu voll, zu laut und zu schmutzig sind. Setzten uns permanentem Streß aus, durch Straßen- oder Flugzeuglärm. Essen jede Menge zuckerhaltigen Schrott, den uns die Industrie vorsetzt, sind zu fett und gehetzt. Wir quälen Tiere, stopfen sie mit Antibiotika voll und vergiften mit deren Ausscheidungen unsere Böden und unser Trinkwasser. 
Produzieren so viel Plastikmüll, dass dieser schon in den entlegensten Teilen der Welt nachgewiesen wurde und sich in unserem Essen wiederfindet. Vergiften uns und unsere Kinder mit Pestiziden und jeder Menge Schadstoffe in allen Produkten die uns umgeben.
Es werden genveränderte Pflanzen benutzt, mit dem Argument, das dann weniger Pestizide gespritzt werden müssen. Nach einiger Zeit sind aber die Schädlinge Resistent und es muss wieder mehr und schlimmeres Zeug zum Einsatz gebracht werden, um die Ernte zu retten. Was in der Umgebung z.B in Lateinamerika zu verstärkten Missbildungen bei Neugeborenen und zur Ausbreitung von Krebs führte.1

Es geht weiter

Ein großer Teil der Weltbevölkerung lebt in Armut, in Krisengebieten bzw. Kriegsgebieten und/ oder ist auf der Flucht. (2.,3.) Der andere Teil lebt im krankmachenden Überfluss mit Bewegungsmangel und Fast-Food-Ketten, die es lieben uns zu vergiften. Mit sinnfreiem Konsum und dem Konkurrenzkampf am Arbeitsmarkt vergrätzen wir uns die kurze Lebenszeit. Getrieben, wie der Wolf vom Hunger, folgen wir der Gier und erheben das Streben nach Geld zur Religion. Obwohl wir es besser wissen, werden die Meere leer gefischt, wird die Atmosphäre mit CO2 geflutet, der Regenwald abgeholzt, Hektarweise Monokulturen betrieben um Futter für die Tiere anzubauen, die uns in das Trinkwasser scheißen und für Gichtanfälle sorgen.

Immer noch nicht genug?

Was wir im großen erfolgreich durchführen machen wir auch im kleinen: Warum ist es notwendig, das wir alle zur selben Zeit – so früh wie möglich – aufstehen um zur Arbeit oder zur Schule zu hetzen? Damit wir im Stau den Wagen des Nachbarn bestaunen können? In vollen Bussen und Bahnen pressen wir uns durch die Stadt um dann stundenlang „Bullshit-Jobs“(4.) nachzugehen, die uns das überleben in der Gesellschaft ermöglicht. Mit dem „vielen“ Geld, das ein Großteil der Bevölkerung jeden Monat einheimst, wird gerade so derselbige überstanden. Es ist nicht möglich, von diesem Gehalt Rücklagen zu bilden. Ausgebremst in der Lebensplanung durch befristete Verträge – und das jedes Jahr auf’s neue (sogar in der Wissenschaft) – oder durch Zeitarbeit hangeln sich viele Menschen von Monat zu Monat und von Vertrag zu Vertrag.

Schlimmer noch ergehrt es den Leiharbeiter oder den Werksverträglern, die bei einem Subunternehmer, wie beim Fleischverarbeiter Tonnies für ein paar Euro die Stunde in Deutschland arbeiten. In Spanien arbeiten Menschen in unwürdigen Verhältnissen und zu Hungerlöhnen. Sie ernten und behandeln die Tomaten und sind ungeschützt Pestiziden ausgesetzt. Nach der harten Arbeit in heißen Gewächshäusern schlafen sie dann in einem Pappkarton. In Serbien arbeiten Menschen für wenig Geld um teure Turnschuhe zu produzieren, oder….

Als wäre es besonders erstrebenswert in diesem einen Leben, möglichst viele Menschen möglichst langfristig schlecht Leben zu lassen. Es ist also keine Überraschung, das die dritthäufigste Ursache für das Fehlen am Arbeitsplatz eine psychische Erkrankungen ist.

„15,2 Prozent aller Krankmeldungen gingen auf psychische Erkrankungen zurück. Hauptgründe sind Depressionen, Reaktionen auf schwere Belastungen oder Anpassungsstörungen; also psychische Reaktionen auf schwierige Lebensereignisse wie der Tod eines Angehörigen, Eheprobleme oder auch Mobbing am Arbeitsplatz. “ (5.)

Druck schon bei den Kleinsten

Im Kindergarten müssen Bildungsempfehlungen berücksichtigt werden, von zu wenigen – schlecht bezahlten – Erziehern. Damit die Kleinen schon frühzeitig lernen, das sie nicht zum Spaß hier sind. In der Schule geht es nicht um das Lernen an sich, sondern um das Erfüllen von Lehrplänen. Oft mit zu vielen Schülern auf der einen und zu wenig Lehrern auf der anderen Seite. Das Studium ist dank Bachelor- und Masterabschlüssen voll gestopft mit Hausarbeiten, die den Erfolg dokumentieren sollen. Was dann kommt steht oben.

Davon gibt es eben nicht genug

Die Resourcenverschwendung in den westlichen Ländern ist beispiellos. Wir werfen Nahrunsgmittel und Medikamente in die Mülltonne. Produkte werden entsorgt statt repariert. Benzin wird jeden Tag verschwendet, weil die Autos größer und schwerer und die dazu gehörenden Staus immer länger werden. Kaufen unendlich viele Kleidungsstücke und tragen diese zu selten und auch nicht lange genug. Die eklatante Wasserverschwendung bei der Erzeugung von Textilien, Lebensmittel – besonders Fleisch – bei der Chemischen-, Holz-, und der Papierindustrie stehen oft in keinem Verhältnis zum späteren Nutzen. 
So machen wir uns das Leben schwer, unseren Kindern ebenso und dann kommt noch der Hass. Hass auf den Nachbarn, den Asylbewerber, den Moslem, den Christen, den Juden, die Radfahrer, die Autobesitzer, die Radfahrer, die Fleischfresser, die Veganer, die..!

Wenn also die Menschen unzufrieden in ihrer zu teuren Wohnung leben, im Fernsehen nur Mist läuft und sie sich ganz klein und elend fühlen, dann lassen sie es an denen aus, die noch schlechter dran sind oder sowieso an allem Schuld sind.

Etwas Positives, aber…

In den letzten Jahren ist vieles Besser geworden, zum Beispiel ist die Kindersterblichkeit gesunken, die Alphabetisierung und das Wahlrecht für Frauen weltweit gestiegen, viel mehr Menschen kommen an sauberes Trinkwasser. (6.) Nach 32 Guten Nachrichten vom schwedische Wissenschaftler Hans Rosling  kommt aber eine Studie um die Ecke, die alles Gute wieder in den Keller schickt.

„Im Jahr 2050 könnte einer Studie zufolge der Lebensraum von mehr als einer Milliarde Menschen auf der Welt bedroht sein. Klimawandel, Konflikte und Unruhen könnten etliche dieser Menschen dazu drängen, ihre Heimatländer zu verlassen, wie eine Untersuchung des Institute for Economics and Peace prognostiziert, die am Mittwoch in London vorgestellt wurde.“ (7)


Das ist das Geschenk des Lebens? Das wollen wir jetzt so immer fortführen, bis wir alle so viel Plastik in uns haben, das unsere Körper nicht mehr verwesen? Bis der letzte Bewohnbare Teil der Erde zum Floß der Medusa wird? Alles was ich hier aufzähle sind keine Neuigkeiten, das ist alles bekannt. Die Menschheit scheint zu langsam zu lernen und Interessen der armen Mehrheit scheinen den Interessen der reichen Minderheit zuwider zu laufen. Durchaus spannend bei nur einem Planeten.

„Der Bericht „Public Good or Private Wealth“ zeigt den Zusammenhang zwischen den horrenden Vermögenszuwächsen der Reichsten und der Unterfinanzierung bei öffentlichen Angeboten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und sozialer Sicherung auf und macht deutlich, warum darunter insbesondere Frauen und Mädchen leiden.“ (8)

Das Geld als Droge und/oder Religion. Die Gebote sind Fleiß und stetiges Wachstum. Das Paradies ist das Leben der Reichen und wer kein Profit macht und nicht für Wachstum ist, begeht eine Sünde. Ich mache Profit also bin ich – oder – Ich konsumiere also bin ich.

Und jetzt?

Ist eine Besserung in Sicht? Mit Trump, Putin, Johnson, Kim Jong-un, Bolsonaro und den ganzen Egomanen in Führungspositionen? Das Hamsterrad dreht sich und dreht sich, wir laufen alle mit. Es scheint  auch keine Wahl zu geben. Was mache ich denn in Berlin, Warschau oder Paris, wenn ich kein Geld habe? Nicht mehr mitmachen geht also auch nicht wirklich. 

Sind die kleinen Veränderungen die Lösung? Kein Auto fahren, kein Fleisch essen, Tomaten selbst anbauen? Schaden kann es nicht. Aber das Große, die Erde, wie retten wir die? Das die Erde uns nicht braucht ist eindeutig, viele scheinen das anders wahrzunehmen, aber wir brauchen die Erde, die Tiere, das Wasser, die Luft und den ganzen anderen Scheiß.

Die schweigende Masse  - Der Optimist ist tot.
Die Große Schweigende Masse – ein kleiner Teil davon. – Foto: Markus Hansen


Wir sind viele, der Markt ist unser Freund, denn wenn wir alle mal einen Monat auf den Kauf von Produkten von Ikea, Amazon, Starbucks, Apple, Zalando, … verzichten, dann wäre das mal ein Lebenszeichen der Großen Schweigenden Masse.

Es ist an uns, wir könnten in kurzer Zeit jedes Unternehmen in die richtige Bahn lenken, durch Verzicht. Allerdings nur zusammen. Genau da liegt die Crux, die Große Schweigende Masse hat kein gemeinsames Ziel. Schon bei einer Gruppe von fünf Leuten gibt es mehr Meinungen als Teilnehmer. Die Verteilung des Reichtums und der Meinungsmacht liegt in den Händen weniger Reicher. Das ist der Sache der Großen Schweigenden Masse nicht zuträglich. 

Uneinig, ungreifbar, unscharf. Die GSM (Große Schweigende Masse) ist heterogen und verachtet sich jeweils gegenseitig. Entweder sind die einen zu links oder zu rechts oder umgekehrt. Die vielen Einzelinteressen verhindern ein gemeinsames Vorgehen und allgemeines Umdenken. 
So sitzen wir also im Hamsterrad und laufen, laufen, laufen… Dabei treiben wir eine Maschine an, die nur Wachstum kennt und akzeptiert. Die, wie jede andere Maschine, irgendwann den Geist aufgibt. Dann steigen wir aus dem Hamsterrad und schauen uns um, was wir als nächstes tun könnten. Leider erst dann.


Gott ist tot.

Der König ist tot.

Der Optimist ist tot, also weiter im Hamsterrad.


  1. Lügen und Wahrheit über Gentechnik / arte-Dokumentation https://youtu.be/dyg8TJaMwvw
  2. https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52680/armut
  3. https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluechtlingszahlen/
  4. https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/kunstmarkt/sinnlose-jobs-bullshit-in-den-bueros/22842176.html?ticket=ST-1036190-ev73Haz65XPDbR2GUyQJ-ap5
  5. https://www.impulse.de/management/personalfuehrung/krankenstandsanalyse/7333868.html
  6. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/die-welt-wird-immer-besser-32-gute-nachrichten-15524076.html
  7. https://app.handelsblatt.com/wirtschaft-handel-und-finanzen-studie-lebensraum-von-einer-milliarde-menschen-im-jahr-2050-bedroht/26170424.html
  8. https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2019-01-21-superreiche-gewinnen-25-milliarden-dollar-pro-tag-haelfte

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Lass mal schauen

Was gibt es denn zu sehen, da hinten, ganz weit weg? Eine schöne Frau, ein schönes Haus, eine Kirche, ein Überfall, eine Katze? Ein Blick in Zukunft? – Foto: Markus Hansen

Lass mal schauen, dachte ich als ich mal in Dresdener war, um einen Mann zu suchen, der auf einer Wiese sitzt und durch sein Fernglas schaut. Denn er ist das Orakel von Sachsen und kann nicht nur das sehen was geht, sondern auch das was kommt. Er schaut und schaut und wenn er etwas Aufregendes sieht, dann rennt er durch die Straßen von Dresden und warnt die Bürger vor drohendem Unheil oder vor schlechten Wetter. Meistens passiert allerdings nichts und er bleibt auf seiner Tasche sitzen, da wohnt er drin und wenn man da hinein kommt, dann staunt man, was alles da drin ist. Zwei Betten, ein Kamin, eine Küche mit Gasherd und ein Medienzimmer, und noch viel mehr.


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