Wir sind einfach zu alt.

Warum ändert sich in Deutschland so wenig? Warum erscheint es vielen so egal zu sein, was in diesem Land alles nicht geschieht?

Könnte es am Alter unserer Bevölkerung liegen? Offensichtlich. 47.5 Millionen 1 sind in diesem Land über 40 Jahre alt. 24,43 Millionen sogar über 60 Jahre alt. Yeah. Die Hälfte der Einwohner ist über 40 und mehr als ein Viertel sind schon über 60 Jahre dabei.

Warum sollte sich diese Gruppe der Ü-60 jährigen noch um die Bildung von Kindern und Jugendlichen kümmern, geschweige denn dafür kämpfen? Ich meine das nicht einmal böse oder abfällig. Warum sie sich nicht für die Pflege und die Zustände in diesem Bereich interessieren, ist allerdings mysteriös. Tempolimit, Rente, Bildung, Fachkräftemangel, Digitalisierung, Steuern und der Klimawandel, alles Themen, die dieses Land unbedingt angehen muss. Aber alles was die Ampelkoalition macht, ist ein weiter so und Pflaster auf die Wunden kleben. So wie die vorherige Regierung es auch gemacht hat. Bravo.

Alter Mann geht auf der Straße

Einer von vielen, vielen, vielen Millionen alten Menschen. | Foto: Markus Hansen

Nur die Bürger nicht aufregen. Wie den meckernde Opa aus einem Mehrfamilienhaus, der bei jedem Geräusch nach 13:00 Uhr „Mittagsstunde“ brüllt. Alles muss leise sein. Die sinnfreien Entlastungspakete sind ein Beweis für den Unwillen etwas anzugehen. Genauso wie die Bildungspolitik und der Umgang mit den Jungen im Allgemeinen. Welche Altersgruppe wurde während der Hochzeit der Pandemie vergessen und ignoriert? Kita-Kinder,  Schüler und Studenten. Ein Armutszeugnis.

Das neueste Entlastungspaket wird 65 Milliarden 2 groß sein. Wahnsinn. Studenten dürfen sich auf 200 Euro freuen. Wahnsinn. Ein Teil des Geldes aus dem aktuellen Entlastungspaket für die Arbeitnehmer von 300 Euro holt sich der Staat ja gleich wieder zurück. Wahnsinn. Wem soll dieses Geld langfristig helfen? Wenn wir uns doch auf harte Zeiten einstellen müssen? Zeiten ist Plural, also wird es wohl etwas länger als einen Monat dauern. Bekommen wir jetzt alle paar Wochen einen Batzen Bares?

„Die Bundesregierung wird die Umsetzung der international vereinbarten globalen Mindestbesteuerung bereits jetzt national beginnen. Das führt langfristig zu Mehreinnahmen in Milliardenhöhe.“

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Die Steuern könnten dann doch national auch gerne etwas höher ausfallen als die vereinbarten 15% und es stellt sich die Frage, warum erst jetzt? 

Vieles ist und bleibt Flickwerk und es ist offensichtlich, das eine wirkliche „Zeitenwende“ nicht kommen wird. Wäre es nicht vernünftig, alle Gewinne mit einem Prozentsatz von X zu besteuern? ALLE Gewinne von ALLEN. Wäre es nicht hilfreich, die Mehrwertsteuer auf gesundes Essen zu senken und die auf zuckerhaltige Nahrungsmittel zu erhöhen? Die Bürger mitnehmen oder abholen. Ihnen erklären, das es vorbei ist mit dem fossilen Wahnsinn. Das wir alle sparen müssen und zwar nachhaltig. Der CO2-Preis wird auch nicht erhöht, statt dessen wird Gas subventioniert, genauso wie Diesel und Benzin. Also gibt es genau die gegenteiligen Anreize, und irgendwie scheint die Priorisierung falsch zu sein, denn „Auto fahren“ ist hinter „Planet retten“ – eigentlich.

Wir sind der Staat und wir sind in der Lage mit jeder Situation umzugehen, das hat die Pandemie in großen Teilen gezeigt. Wenn man den Menschen – also uns – die Wahrheit sagt und sie mit ins Boot holt. Ich behaupte nicht, das ich die Lösungen kenne. Es werden auf jeden Fall mehrer Lösungen sein müssen, da die momentane Situation und die Aufgaben unfassbar komplex sind. Aber die Bürger in Watte zu packen hilft nicht. Wir sollten alle mit anpacken und verstehen, das es Ernst ist und das es etwas kosten wird. Es muss das teuerer werden, was schlecht für den Planeten ist, dazu gehört auf jeden Fall der Co2-Preis.

Aber der Kreis schließt sich, wir und unsere parlamentarischen Vertreter sind zu alt. Im deutschen Bundestag sind 79,4 Prozent zwischen 40 und 69 Jahre alt – davon 50,3 % älter als 50 Jahre 3. Ungestüm los revolutionieren ist da nicht mehr drin. So schaukeln wir lustig begleitet von Volksmusik und Rate-Shows einfach weiter auf unserem Butterdampfer und sind besorgt aber nicht beunruhigt. Das Alter macht milde und so betrachten wir das System „Deutschland“, in dem es 200 Gesetzte 4 braucht um Steuern einzutreiben, mit einem Lächeln auf den schmalen Lippen. Wir benutzen die alten aber bekannten Schlupflöcher und windet sich so durch. Gerechtigkeit fängt ja bei mir an. Steuern sparen ist ein Volkssport und viele Firmen gehen als Pioniere voran und sparen sich reich.

Aber Wasser sparen? Meine Pflanzen in meinem Garten brauchen Wasser. Läuft.

Oder Sprit sparen? Ich fahr auch mit SUV zum Bäcker, danke Christian. Gut.

Gott bewahre, gar Energie sparen? – Hell erleuchtete Schaufenster, in einer menschenleeren Innenstadt sind ein Zeichen von Freiheit, wie 190 km/h auf der Autobahn fahren. Nochmal danke, Christian.

Routine ist ein starkes Gift und Gewohnheiten sind, je älter man wird oder ist, ein Grundpfeiler der Tagesstruktur. Wir sind alt, die Politiker sind alt und die Arthritis in den Schultern verhindert das Bewegen des Steuerrades und da ist es wohl einfacher, dem Bürger Sand in die Augen zu blasen und ihn mit Geld – das nicht reichen wird – zu sedieren. Schlaft gut. 


  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-deutschlands-nach-altersgruppen/
  2. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/drittes-entlastungspaket-2082584
  3. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/70089/umfrage/altersstruktur-der-abgeordneten-im-bundestag/
  4. https://www.welt.de/print-welt/article327916/Der-deutsche-Steuer-Dschungel.html

Kastenhaltung im Bundestag – ein Zusammenhang

Das ist das Faule an faulen Kompromissen, jeder hat etwas erreicht aber beide Seiten müssen auch gegen ihre Überzeugungen stimmen. Wenn es noch möglich ist, bei Politikern von Idealen zu sprechen. Als ich las, das die Schweine – Säue – weiter zur Unbeweglichkeit verurteilt wurden, war ich verärgert. Welche Lobbyisten haben sich da wieder durchgesetzt? Welche ökonomischen Vorteile sind da von wem zu erwarten? Tönnies?

„Der Bundesrat legalisiert Tierquälerei: Mutterschweine müssen weitere acht Jahre im sogenannten Kastenstand vegetieren. Tierärzte sind entsetzt – und kritisieren die Rolle der Grünen. (1)

In acht Jahren – oder 15 – ist dann Schluss. Damit beruhigen die Grünen – falls vorhanden – ihr Gewissen. Fauler Kompromiss halt. Dann aber las ich diesen Artikel und es wurde deutlich.

Streit um XXL-Parlament – Regierung blockiert Wahlrechtsreform erneut

Erneut haben sich die Abgeordneten nicht auf eine Reform des Wahlrechts geeinigt, obwohl die Zeit drängt.(..) Mit 709 Abgeordneten ist der Bundestag seit der Wahl 2017 so groß wie nie zuvor. Befürchtet wird, dass er im kommenden Jahr auf mehr als 800 Mandate anwachsen könnte, sollte das Wahlrecht nicht geändert werden.“ (2)

Die armen Schweine im Bundestag gönnen den Schweinen im Stall nicht, was sie selbst nicht haben: Platz!

Ob es auch etwas damit zu tun hat, das es sich um weibliche Schweine und deren Interessen handelt, da doch der Frauenanteil im Bundestag bei mageren 31,2 % liegt? (3) Wir ahnen es!

Der bedauernswerte Volksvertreter jedenfalls kann sich auch kaum breit machen auf seinem Figura und fühlt sich selbst wie eine Kastensau. So hängt alles miteinander zusammen im Universum, im Bundestag, bei Tönnies und im Schweinestall.

Kastenhaltung im Bundestag - ein Zusammenhang, was die Schweine nicht bekommen dürfen.
Die Grünen und die Schweine.
Renate Künast, damals Bundeslandwirtschaftsministerin bei der EUROTIER-Messe
2002 in Hannover füttert ein Schwein.

Foto: Markus Hansen | Vertrieb: actionpress

Gerade jetzt hätten wenigstens die Grünen die vegetarische Welle, ausgelöst vom Tönnies-Seebeben, nutzen können, um die öffentliche Meinung zu sensibilisieren. Den alten PR-Motor anwerfen und sich für die armen Schweine ordentlich ins Zeug legen. Interviews, Werbeanzeigen, eine Petition anschieben und die sinnfreien Talkrunden aufsuchen.

Stattdessen Zustimmung, im letzten unbeachteten Akt des Trauerspiels vor der Sommerpause. Aber da sind auch die Grünen – wie die anderen Parlamentarier auch – nur egozentrisch und sagen sich: Warum soll es denen besser gehen als mir?

Ihr armen Schweine.


  1. https://www.spiegel.de/wirtschaft/bundesrats-beschluss-zur-schweinehaltung-arme-saeue-a-5c8cc624-8ac4-46f2-b958-c185cdbc2b7a?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
  2. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahlrechtsreform-regierung-blockiert-abstimmung-erneut-a-15668c5e-b4af-4bc3-8a29-bd3b88d0f28e?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
  3. https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/mdb_zahlen_19/frauen_maenner-529508

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