Zum Tode von Hans-Christian Ströbele und Michail Sergejewitsch Gorbatschow


Hans-Christian Ströbele | auf dem Parteitag der Grünen in Oldenburg/Niedersachsen am 15.10.05
Foto: Markus Hansen | Vertrieb:actionpress

Als Mitbegründer des Sozialistischen Anwaltskollektivs vertrat er Aktivisten der Studentenbewegung und später auch Mitglieder der Rote Armee Fraktion wie Andreas Baader.(…) Ströbele war von 2002 bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und war das dienstälteste Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Deutschen Bundestages zur Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes. Er errang bei den Bundestagswahlen 2002, 2005, 2009 und 2013 als jeweils einziger Abgeordneter seiner Partei ein Direktmandat, nämlich im Bundestagswahlkreis Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost.
(Quelle Wikipedia)

Hans-Christina Ströbele starb am 29. August in Berlin.


Michail Sergejewitsch Gorbatschow während der Eröffnung des Petersburger Dialoges in Hamburg am 09.09.04
Foto: Markus Hansen | Vertrieb: actionPress

Michail Sergejewitsch Gorbatschow war ein sowjetischer Politiker. Er war von März 1985 bis August 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und von März 1990 bis Dezember 1991 Staatspräsident der Sowjetunion (Wikipedia)

Gorbatschow verstarb am 30. August 2022.


Musikvideo | Teilen oder Herrschen

Teilen oder Herrschen von mhmedia.de stellt die Frage, wie wir in der unbestimmten Zukunft zusammen leben wollen.


Teilen oder Herrschen

WIr sind satt und bleiben abgelenkt
Sonntags gibts manchmal die BIld geschenkt
Die Schere spreizt ihre  langen Beine 
auf der falschen Seite ist man nie alleine

Wir sind stumm und müssten eigentlich schreien
so kann es ganz  bestrimm nicht richtig sein
Menschen sterben und wir sagen kein  Wort
schalten weiter zu Tratsch oder Sport

Wo geh´s hin, wenn es weiter geht?
wie leben wir, wenn nichts mehr steht?
Teilen oder herschen wir 
Bauen wir Zäune oder leben alle hier

Wir sind abgestumpft alles ist egal
sterben und leiden ist weit weg und national
Auch der höchtse Zaun wird irgendwann fallen
denn das Elend kann seine Kräfte ballen

Wie lange soll das noch so weiter gehen?
die zeit ist reif für einander einzustehen
Wenn jeder etwas gibt ist für alle was da
wann wird das auch dem (dümmsten) letzten klar?

Wo geh´s hin, wenn es weiter geht?
wie leben wir, wenn nichts mehr steht?
Teilen oder herschen wir 
Bauen wir Zäune oder leben alle hier

Wo geh´s hin, wenn es weiter geht?
wie leben wir, wenn nichts mehr steht?
Teilen oder herschen wir 
Bauen wir Zäune oder leben alle hier

Text und Musik: Markus Hansen © 2022


Jetzt ist es zu dunkel. | Prosa

Den ganzen Tag ist das Oberlicht weich und grau. Ich drehe mich in meiner kleinen Wohnung um mich selbst. Es ist zum vom Balkon springen. Aber was dann? Jetzt nichts und dann nichts. Trotzdem zieht es mich zum Fenster. Feststellung: Ganz schön hoch. Da ist das Ende sicher. Kann auch kein Laster kommen, der Matratzen oder Kakteen geladen hat, die mich dann retten oder die Qual verdoppeln würden. Sichere Sache.

Abstand vom Glas.
Den ganzen Morgen schon zerschneidet ein blöder Laubbläser mit seinem kakophonischen Geplärre mein Hirn.

Hinaus gehen.

Hin gehen.

Dem Bläser eine Ohrfeige verpassen, das Ding auf dem Boden zertrümmern und dabei wie wild schreien: „Warum nehmen sie keinen Rechen?“. Das wäre was. Lieber nicht.

So viele Geräusche die mich belästigen. Autos, Motorräder, LKW‘s, Kindergeschrei, Hundegebell, Flugzeuge und eine Baustelle mit Presslufthammer und Stromgenerator. Großstadt.
Das Haus ist auch so hellhörig. Komisches Wort. Jedes Türschließen ist zu hören. Schritte über mir. Doch der Balkon? Unsicher.

Bin schon recht lange da. So richtig ein Highlight ist das Leben nicht. Also kein zwingender Grund, das noch in die Länge zu ziehen. Wie ein Film im Kino, den man nicht gesehen hat und die anderen, die ihn gesehen haben, sagen: „Hast nichts verpasst.“

Am Ende ist es ja doch vorbei. Nachher denkt man sich, dafür hätte ich jetzt nicht bleiben müssen. Also, verpasst hätte ich nichts. Aber dann dauert es doch noch mal dreißig Jahre — das kann schon lang werden.
Ja, jetzt kommt noch die Müllabfuhr.
Vielleicht sollte ich die alle zu mir einladen. Dann können die ihren Krach hier machen und ich gehe dann so lange raus. Hier liegt gar kein Laub. Da unten auch nicht.

Ob es heute noch regnet? Das wäre ja auch wichtig zu wissen. Noch ist es trocken. Laut einer Webseite haben es heute schon 2000 Menschen beendet, ihr Dasein. Dasein in Totsein getauscht. Wie es denen wohl jetzt geht? Sagen die: „Super, warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht?“ oder „Ach nee, das hat sich nicht gelohnt.“

So eine Webseite, wo die mal ihre Erfahrungen hineinschreiben, das wäre gut. So mit Sternen und Rezensionen. Das wäre hilfreich. Obwohl, dann sind die Rezensionen gekauft und am Ende ist es ganz anders. Ist ja auch so schrecklich subjektiv, der Tod.

Echt schwer das Leben. Diese ganzen Entscheidungen. Mach ich das oder das und am Ende ist es auch egal. Ist immer die falsche Wahl. Wie beim Einkaufen. Ich stehe immer an der falschen Kasse. Dann ist die Bonrolle alle, oder die Kassiererin hat Schichtende oder der Kunde vor mir hat seinen Bon kontrolliert und es wurde ihm für die Katjes-Tüte der reguläre Preis berechnet, nicht der Angebotspreis.

Überhaupt, Schlange stehen. Das ist echt die sinnloseste Erfindung. Wo es überall Schlangen gibt, unbegreiflich. Haben die alle kein zu Hause? Kino, Supermarkt, Eisdiele, Museum, Arbeitsamt, Zulassungsstelle, Recyclinghof, Kantine, Bankschalter, Postschalter, hör mir auf. Das Leben ist Schlange stehen und danach die falschen Entscheidungen bereuen. — Oh, Mann.

Jetzt ist aber auch schon zu dunkel. Da sehe ich ja nichts. Womöglich treffe ich noch jemanden. Womöglich noch einen Bekannten. Das wäre mir peinlich. Dann dieses Schweigen. „Was machst Du so?“
„Nichts besonderes, und Du?“
Schrecklich.
Ich gehe ins Bett. Morgen habe ich eh mehr Zeit.